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CDU-Frauen: Abtreibungspille testen

■ In der neu entfachten Diskussion um die als „Abtreibungspille“ bekannte RU 486 preschen Unionsfrauen vor/ Parteikollegen sauer/ SPD-Frau Edith Niehuis: „plumpes Ablenkungsmanöver

Berlin (afp/taz) — Die „Abtreibungspille“ RU 486 wird womöglich auch in Deutschland demnächst klinisch getestet werden. Auch die Spitze der CDU-Frauen hat sich dafür jetzt massiv stark gemacht. „Ich bin für die Erprobung des Medikaments“, sagte Bundesfrauenministerin Angela Merkel gegenüber 'Bild am Sonntag‘. Und Rita Süssmuth hält es gegenüber dem gleichen Blatt für „unrealistisch“, daß sich die Bundesrepublik „völlig gegen dieses Präparat abschotten kann“. Auch Bundesgesundheitsministerin Gerda Hasselfeldt (CSU) will nicht zurückstehen: „Ich bin die letzte, die sich gegen die Einführung der Pille stellt, wenn das Bundesgesundheitsamt zu dem Ergebnis kommt, daß nach dieser Methode der Abbruch tatsächlich schonender ist“, erklärte sie.

Die Haltung der Unionsfrauen gefällt einigen ihren Parteikollegen gar nicht. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Claus Jäger ist strikt gegen die „Todespille“, weil damit einer „Vereinfachung und Verbilligung der Massentötung ungeborener Kinder Tür und Tor“ geöffnet werde. Vor einer sinkenden „Hemmschwelle“ fürchtet sich auch der CSU-Abgeordnete und Oberlebensschützer Herbert Werner: „Ein paar Pillen nimmt man leichter ein, als daß man sich einer Operation unterzieht“. Der Mann muß es wissen.

Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses Dieter Thomae (FDP) möchte, daß die RU 486 sofort auf den Markt kommt, weil eine Erprobung bis zu 12 Jahren und damit zu lange dauern würde. Die Vorsitzende des Frauenausschusses, Edith Niehuis (SPD) hält die Offensive der CDU-Frauen zugunsten der umstrittenen Pille für ein „plumpes Ablenkungsmanöver“. Denn gemäß des Unionsentwurfes für ein neues Abtreibungsgesetz müßten Frauen auch mit der Abtreibungspille einen Hürdenlauf auf sich nehmen. Statt einer Scheindiskussion um diese Pille zu führen, müsse das Abtreibungsrecht insgesamt liberalisiert werden, so Edith Nienhuis.

Bei der RU 486, die von der französischen Hoechst-Tochter Roussel- Uclaf hergestellt wird, handelt es sich um ein künstliches Hormonpräparat, das nach bisherigen Erkenntnissen bis zum 49. Schwangerschaftstag sicher zur Abtreibung eingesetzt werden kann. In Frankreich wird sie bereits, unter strenger ärztlicher Kontrolle, als alternative Methode zum operativen Eingriff angeboten. Auch in Großbritannien ist die Pille bereits zugelassen. In Schweden, Dänemarkt und der Schweiz wird sie inzwischen getestet.

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