: Ehefehde auf dem Rücken der Pferde?
■ TierschützerInnen wollen lückenlose Aufklärung des Gestüt-Skandals
19 verhungerte Pferde und 230 abgemagerte Vierbeiner sind Opfer einer bislang nicht durchschauberen Familienfehde geworden. Das tierische Drama spielte sich auf eine Gestüt in Klövinghausen (Landkreis Diepholz ab. Gestern forderte der Vizepräsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, eine „lückenlose Aufklärung des Skandals“. Die Zahl der Tiere, die dort an den Folgen von Unterernährung verendet seien, habe sich nach dem Tod zweier Fohlen am Wochenende auf 19 erhöht. Seit Freitag würden die über 230 Pferde des Gestütes von einem Amtstierarzt betreut.
Die Tiere gehören dem Rethemer Landwirt Jürgen Badenhop. Die Gestütsverwaltung hatte er Heidemarie Hillmann übertragen. Das Drama hatte sich schon seit Wochen abgezeichnet. Das Futter ging zu Ende, die Weidezeit ebenso, und die Frau hatte kein Geld, neues Futter zu erstehen. Ihr Mann, der wegen Betruges bis August 1990 in Belgien im Knast saß und dann gegen Kaution freikam, hatte sich mit dem Pferdebesitzer gegen Heide Hillmann verschworen. Nach Informationen von Apel hatte er sich sogar geweigert, Futter, daß in unmittelbarer Nähe des Gestüts lag, für die hungernden Traber zur Verfügung zu stellen. Es wird darüber spekulert, daß Albert Hilmman und Badenhop das Massensterben auf dem Gestüt deswegen herbeigeführt haben, um die Gestütsverwalterin Heidemarie Hillmann zu belasten.
Als „unverantwortlich“ bezeichnete Apel die Haltung des zuständigen Veterinäramtes. Es habe „billigend in Kauf genommen“, daß sich nur ein Tierpfleger um die über 200 Tiere gekümmert habe. Seit September habe es keine Kontrollen mehr gegeben, obwohl bekannt sei, daß zu diesem Zeitpunkt die Weiden abgegrast seien.
Die zuständige Tierkörperbeseitigungsanlage habe die vermehrte Einlieferung toter Pferde im September den zuständigen Behörden nicht umgehend gemeldet. Neben den unmittelbar Schuldigen müßten auch diejenigen ermittelt werden, „die nur zugesehen haben“, sagte Apel. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Verden teilte auf Anfrage mit, daß die Polizei am Freitag erste Ermittlungen aufgenommen habe. Derzeit würden die „Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten“ auf dem Gestüt geprüft. Ein sofortiges Tierhaltungsverbot gegen die Halterin ist bisher nicht ausgesprochen worden. dpa/taz
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