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Millionen-Erpresser sitzen im Knast

Darmstadt (dpa) — Zwei Brüder aus dem Ruhrgebiet haben den Erpressungsversuch an der hessischen Babykostfirma Milupa gestanden. Sie hatten mit der Drohung, vergiftete Lebensmittel in Umlauf zu bringen, acht Millionen Mark von dem Unternehmen in Friedrichsdorf bei Frankfurt verlangt. Wie Polizei und Regierungspräsident in Darmstadt am Montag mitteilten, wurden die 28 und 21 Jahre alten Männer am Samstag in Mülheim/Ruhr und Oberhausen festgenommen. Gegen sie erging Haftbefehl. Die Behörden versicherten, es sei keine präparierte Ware auf den Markt gelangt, und die bisherigen Ermittlungen hätten ergeben, daß die Erpresser auch keine Vorbereitungen dazu getroffen hätten.

Den Angaben zufolge gilt der ältere Bruder als Haupttäter des genau zwei Monate andauernden „Dramas“, wie es die Polizei nannte. Er hatte telefonisch Forderungen gestellt und Regularien zur Geldübergabe angegeben. Seine bei dieser Gelegenheit aufgezeichnete Stimme mit deutlichem Ruhrgebietsakzent war am 25. Oktober in den telefonischen Ansagedienst der Post gegeben worden. Nach der damit eingeleiteten Öffentlichkeitsfahndung kamen rund 1.000 Anrufe, davon etwa 200 personenbezogene Hinweise.

Sie hätten schließlich auf die Spur der beiden Brüder geführt, die am frühen Samstag morgen in ihren Wohnungen verhaftet worden seien. Die Polizei schilderte den Hergang der Erpressung wie folgt: Den ersten maschinegeschriebenen Erpresserbrief mit einer Forderung von drei Millionen Mark schickten die Brüder am 2. September von Köln aus an die in Friedrichsdorf bei Bad Homburg ansässige Nahrungsmittelfirma. Bei Ausbleiben der Zahlung drohten sie damit, präparierte Nahrungsmittel in einige Verkaufsstellen einzuschleusen. Der zweite Brief mit einer um 500.000 Mark erhöhten Forderung kam am 12. September und kündigte einen Telefonanruf an. Statt dessen kam ein dritter Brief, diesmal in Delmenhorst abgestempelt. Erst am 21. September rief der Erpresser an und vereinbarte mit dem Unternehmen eine Geldübergabe „in Richtung Duisburger Kreuz“, wie die Polizei angab. Wie abgesprochen, wurde am vereinbarten Ort ein blauer Müllsack deponiert, aber nicht abgeholt. Beim nächsten Versuch forderte der Erpresser bereits sechs Millionen. Die Übergabe scheiterte ebenfalls.

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