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Aus dem Leben von verrückten Hunden

■ Heute nacht, Café Swing, 1 Uhr: »Phantoms of Future« aus Dortmund

Letztes Jahr beschworen sie noch die grausamen Zeiten herauf. Heute sind es verrückte Hunde, die durch das Land ziehen, um uns den Weg in die Zukunft zu weisen. Mit ihrem 90er-Album Cruel Times sorgten die »Phantoms of Future« bereits für einiges Aufsehen in hiesigen Independent-Kreisen. Einziges Manko: Es gab keine Tour. Die Band blieb demnach bis dato noch eine Verschlußsache des Ruhrgebiets.

Loco Poco, so der Titel der neuen Produktion, wird jetzt allerdings auch landesweit zu hören sein. Schritt für Schritt scheinen sich die vier Dortmunder dabei klammheimlich zum Szene-Geheimtip Nr. 1 heraufzuarbeiten. Kaum ein Fanzine, das in diesen Tagen nicht über sie berichtet, und auch konventionelle Musikmagazine sowie Radiostationen werden allmählich aufmerksam auf das, was da aus dem Westen der Republik in die Boxen strömt.

»Es gab ein Leben vor Crossover und Rave«, war kürzlich im Zusammenhang mit den Phantoms of Future im Ruhrgebietsmagazin 'Marabo‘ zu lesen. Ein Zitat, das den Nagel ziemlich gut auf den Kopf trifft. Denn das, was die Band musikalisch auf die Bühne zaubert, ist fern von jeglichen aktuellen Soundströmungen. Tatsächlich muß man dieser Formation zugestehen, wirklich einmal etwas Eigenständiges abgeliefert zu haben. Bereits die Besetzung des Dortmund-Vierers mit ihren verschiedenen Geschichten sagt einiges über die »Klangvielfalt« aus, mit der die Phantoms aufwarten. Gitarrist Dr. Krid zupfte früher zum Jazzrock die Saiten, Bassist Paul E. vertiefte sich bereits Mitte der Siebziger in psychedelische Punkrhythmen, Drummer Olaf Bolte trainierte sein Schlagwerk bereits als Teenager in Punk- und Wavebands, und Sir Hannes Smith lieh seine Stimme über zehn Jahre lang der Hardcore-Formation »The Idiots«. Nicht ohne Stirnrunzeln greift man bei einer derartigen Biographie-Mixtur in das Plattenregal, um sich anzuhören, wie das wohl klingen mag — da wird hart gerockt und gefühlvoll mit diversen Kleininstrumenten herumexperimentiert, so als wäre es das Selbstverständlichste auf dieser Welt, eigentlich konträr gegenüberstehende Töne zu einer Einheit zusammenzubringen. Ein Entenlockruf im Zwiegespräch mit einem Marshall-Verstärker. Die Stimme von Sir Hannes bewegt sich zwischen arienhaften Hochtönen und megaphonmäßigen Baßklängen. Bei jedem Stück schlüpft er in eine andere Rolle — an Requisiten mangelt es dabei nicht. Dabei hat es die Band zu ihrem Ideal gemacht, ihre Musik völlig pur einzuspielen — keine Technospielereien werden zwischengeschaltet. Statt dessen werden unter anderem Panflöte, Kazoo, ein E-Saxophon oder e-bows eingesetzt.

Das Publikum dankt es ihnen. Bei Tourstart in Dortmund zogen die Phantoms rund 1.400 Zuhörer in ihren Bann. Auch für »Local Heroes« eine in diesen für deutsche Bands immer schwerer werdenden Zeiten eine erstaunliche Kulisse. Bassist Paul E. sieht diesen Erfolg in der Ehrlichkeit begründet, mit der das Quartett spielt und auftritt. Nach außen gibt man sich eher zurückhaltend sachlich — keine künstlich aufgeblasenen Images werden da verbreitet. Einfach nur das Produkt von fünf Jahren harter Arbeit im Proberaum. Man darf gespannt sein, heute abend im Café Swing... Zilla/Jürgen

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