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Kölner Netzwerk nach zehn Jahren beerdigt

Köln (taz) — Nach elf Jahren löste sich das Kölner Netzwerk auf. Von den rund 150 Mitgliedern waren gerade mal 20 erschienen, um den Vorstand zu entlasten und beim Buffet ohne große Diskussion die Formalien abzuwickeln. Mit dem Saldo von 8.500 Mark werden noch einmal alternative Projekte in der Domstadt gefördert. So die „Mühlheimer Selbsthilfe“ (Teestube), der „Gesundheitsladen“, „Radio Bagdad“, „Maßstab e.V.“ (Rehabilitationshilfe von Gefangenen), das Schwulen- und Lesbenzentrum „Schulz“, der private Pflegedienst „Zu Huss“ (hochdeutsch: zu Hause), das 'Volksblatt‘ (Zeitung von Bürgerinitiativen) und der Frauenbildungsverein „Haga zussa“.

Insgesamt vergab das Kölner Netzwerk in seinen elf Jahren 250.000 Mark an Projekte, die den Zielen ökologischer, gewaltfreier und selbstverwalteter Politik verpflichtet waren. Eine dieser ersten geförderten Initiativen existiert heute noch — „Frauen lernen leben“. Andere verschwanden nach kurzer Blüte, manche adaptierten sich an die herrschenden Mechanismen der Gesellschaft, so zum Beispiel die Fotoagentur „Life“ mit heute 18 Mitarbeitern und zwei Gesellschaftern, wo Selbstverwaltung keine Rolle mehr spielt. Bedürfnisse nach Selbstverwaltung sind in den letzten Jahren immer seltener von Projekten an das Netzwerk herangetragen worden, weshalb der Verein seine Funktion verlor. „Was als Beratung dennoch notwendig wäre, können wir für die Projekte als Ehrenamtliche nicht leisten“, resümiert die letzte Vorsitzende des Netzwerks, Gaby Elias. Spendengelder (Mitgliedsbeiträge) wurden an Initiativen vergeben. Die Hoffnungen von Ende der siebziger Jahre während der Gründungsphase, „einen schmalen Pfad aus dem Kapitalismus zu finden“, ließen sich nicht realisieren, lautete das Resümee der Beerdigungsveranstaltung. Formal existieren heute in der Bundesrepublik noch etwa 15 Netzwerke, besonders in Groß- und Universitätsstädten. In Nürnberg ist allerdings schon vor Köln die Vereinsauflösung abgewickelt worden. In den neuen Bundesländern — darüber wurde allerdings in Köln nicht diskutiert — könnte das Modell Netzwerk im Kontext von Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften eine wichtige Hilfe organisieren. Ingo Zander

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