Mal ehrlich: ist Ihr Fernseher angemeldet?

■ Der Peilwagen ist out — es lebe die „Direct-Mail-Aktion“ / „Eine ganze Reihe Schwarzseher“

„Schwarz hören und Sehen, kommt teuer zu stehen“, drohten ARD und ZDF früher ihren Kunden. Wer bei den öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten in der ersten Reihe sitzen will, wird immer noch zur Kasse gebeten. Die Methoden zum Aufspüren von schwarzen Schafen haben sich aber geändert. Um „Schwarzgucker“ herauszufinden, fährt der „Beauftragtendienst“ der Rundfunk- und Fernsehanstalten längst nicht mehr mit „Peilwagen“ durch die Gegend.

Technisch ist so eine Ortung von Fernsehern in der Stadt kaum mehr möglich — das funktionierte nur zu Anfang der Aera Fernsehen, als noch die Post die Rundfunkgebühren eintrieb. Heute versucht die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) periodisch mit „Direct-Mail“-Aktionen, die schwarzen Schafe der Fernsehgemeinde aufzuspüren. Gerade jetzt wieder ließ die GEZ freundliche Schreiben in rund 20.000 Bremer Haushalte flattern. Der Inhalt: Ein bißchen Werbung für die Angebote der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, und — „jede Leistung hat ihren Preis“ — die Bitte zu überprüfen, „ob Sie alle Geräte angemeldet haben, die anzumelden sind“.

Das kann gegebenenfalls gleich mit beiliegendem Antwortbogen nachgeholt werden. Bis zum 18. November möchte die GEZ nämlich wissen, ob man a) bereits als RundfunkteilnehmerIn gemeldet ist oder b) weder Radio noch Fernseher besitzt.

Wer Nachfragen hat und die im Brief angegebene Service-Nummer wählt, landet in der Zentrale von Radio Bremen. Denn die GEZ ist nur das „Rechenzentrum“ von ARD und ZDF.

„Wir wollen die Leute nur freundlich daran erinnern, ihre Gebühren zu zahlen; es kommt doch leicht vor, daß man einfach vergißt, sein Gerät anzumelden“, so drückt es Radio Bremen-Sprecher Mangelsen aus. Anschließend wird er etwas deutlicher: „Es wird vermutet, daß es eine ganze Reihe von Schwarzsehern und — hörern gibt. Die Aktion macht auch wirtschaftlich Sinn.“ Zahlenmäßig sind die schwarzen Schafe zwar nicht erfaßt, aber: zehn Prozent der Angeschriebenen melden ihre Geräte nach der Aktion erfahrungsgemäß flugs an.

„Wie zum Teufel kommen die an meine Adresse?!“ werden sich so manche BremerInnen gefragt haben. Das System ist einfach: Die GEZ kauft von sogenannten Adressenverlagen die Adressen und sortiert diejenigen aus, die bei ihr als Rundfunkteilnehmer gemeldet sind. Schon sind die potentiellen SchwarzhörerInnen ausgesiebt.

Wer sich durch den Brief ertappt fühlt, braucht zumindest keine Angst zu haben, für die letzten zehn Jahre Rundfunkgebühren nachzahlen zu müssen. „Wer jetzt anmeldet, zahlt auch ab jetzt“, versichert Radio-Bremen- Sprecher Mangelsen.

Was passiert, wenn man den GEZ-Brief einfach ignoriert? Grundsätzlich besteht eine Auskunftspflicht gegenüber der zuständigen Landesrundfunkanstalt. Und Radio Bremen könnte stichprobenweise ihre neun „Gebührenermittler“ auf die ansetzen, die der GEZ die Auskunft verweigert haben. Steht der Beauftragtendienst, der sich übrigens ausweisen muß, vor der Tür, muß ihn niemand in die Wohnung lassen. Besteht aber die 'begründete Vermutung', daß sich Rundfunkempfänger in der Wohnung befinden — wenn das Haus zum Beispiel voll verkabelt ist, Antennen auf dem Dach sind oder der Ermittler im Hintergrund den Fernseher laufen hört, während an der Türe versichert wird, es sei keiner im Haus — kann Radio Bremen im Verwaltungszwangverfahren Auskunft verlangen und die Zahlung erzwingen.

Und so betont moderat die GEZ und Radio Bremen die Vergesslichen auch erinnern, für den absichtlichen Schwarzgucker kann die Sache ungemütlich werden: Das Gebühreneintreibungsrepertoir reicht von der Ankündigung eines Zwangsgeldes bis zum Verfahren vor dem Verwaltungsgericht. Wer seine Rundfunkgebühren nicht zahlt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße geahndet werden kann.

Das sind die theoretischen Möglichkeiten — „aber wir vertrauen auf Einsicht und die Kraft der Argumente“, so betont Mangelsen. Susanne Kaiser