: Kirche uneins über Stasi
■ Eklat auf Synode/ Stasi-Ausgrenzung mit Judenverfolgung verglichen
Berlin. Heftig und kontrovers behandelte die Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg gestern die Stasi-Problematik in den Kirchen. Vertreter der reformierten Gemeinden in der Landeskirche kündigten auf der Tagung im Spandauer Johannesstift an, eine generelle Überprüfung auf Stasi-Verstrickung von kirchlichen Mitarbeitern abzulehnen.
Dabei kam es zu einem Eklat, als die reformierte Pfarrerin Renate Schönfeld mit Blick auf die Judenverfolgung in Deutschland davor warnte, einen unter Stasi-Verdacht stehenden Personenkreis auszugrenzen. Aus Protest gegen diesen Vergleich verließ ein Drittel der Synodalen den Saal. Präses Professor Helmut Reihlen entzog der Pfarrerin darauf das Wort.
Der Vorsitzende der Reformierten Gemeinden, Horst Greulich, distanzierte sich von den Äußerungen der Pfarrerin, kündigte aber Widerspruch gegen zwei Beschlußvorlagen zu den Stasi-Überprüfungen an. Darin wird eine generelle Überprüfung aller haupt- und ehrenamtlichen kirchlichen Mitarbeiter auf Verstrickungen mit der ehemaligen DDR- Staatssicherheit empfohlen.
Auch andere Synodalen wandten sich gegen eine solche Regelüberprüfung, mit der ein »unheimlicher Geist des Mißtrauens« in den Gemeinden verbreitet würde. Andere erklärten, nur eine generelle Überprüfung könne die notwendige Klarheit schaffen. Es sei besser, dies jetzt zu tun, als es später ordentlichen Gerichten zu überlassen. Mehrere Redner warnten vor der Gefahr eines »Auseinanderbrechens« der Synode in dieser Frage.
Außerdem hat die Synode an ihrem letzten Arbeitstag beschlossen, die Kirche soll sich am Modellversuch für einen Lernbereich »Lebensgestaltung — Ethik — Religion«, wie er von der brandenburgischen Bildungsministerin Marianne Birthler (Bündnis 90) geplant ist, beteiligen und fordert außerdem für die schulische Sekundarstufe I die gleichzeitige Möglichkeit eines Fachs Religion.
Zur Ausländerproblematik verweist die Synode auf die besondere Bedeutung des Schutzes von Fremden und mahnt eine »Neuorientierung der Ausländer- und Asylpolitik« an. Christen sollten bei Angriffen auf Ausländer mit »Zivilcourage« dazwischentreten. dpa
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