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Seit 1983 vor verseuchtem Blut gewarnt

■ Hälfte der Bluter-Kranken von 1983 bis 1987 durch aidsverseuchte Präparate bedroht

Berlin. Bereits seit 1983 hat das Bundesgesundheitsamt (BGA) vor der Gefahr von aidsverseuchten Präparaten für Bluterkranke gewarnt. BGA-Sprecher Klaus Henning sagte am Montag auf Anfrage, die Behörde habe in den Jahren 1983/84 immer wieder darauf hingewiesen, daß es zu dem Zeitpunkt noch keinen Test zur Untersuchung des gespendeten Blutes auf den tödlichen Virus gegeben habe. »Wir haben auch stets öffentlich gesagt, daß etwas geschehen muß.« Trotz des Risikos habe das BGA damals die Medikamente nicht vom Markt genommen, weil sie für die Behandlung von Bluter-Patienten lebensnotwendig gewesen seien.

Henning reagierte auf Vorwürfe des Nachrichtenmagazins 'Spiegel‘, wonach das BGA trotz warnender Hinweise über aidsverseuchte Medikamente für Bluter solche Präparate viel zu spät verboten habe. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums hatte das BGA Ende 1984 angeordnet, daß nur noch sauberes Blut in Verkehr gebracht werden dürfe. Das BGA habe den Bluterzentren deshalb empfohlen, Spender nach einer möglichen Infizierung durch den Aids-Virus zu befragen. Es sei jedoch klar gewesen, daß die Gefahr von Ansteckungen der Bluterkranken bis zur Entwicklung des Tests Mitte 1985 nicht völlig ausgeschlossen werden konnte. Zu den vom 'Spiegel‘ erhobenen Vorwürfen, die Zahl der Aids-Toten sei vom BGA verschleiert worden, sagte Henning, die Statistik der Behörde weise alle bekannt gewordenen Todesfälle auf. Nach Angaben des Magazins sind die Hälfte der deutschen Bluter-Kranken — mehr als 2.000 Männer — von 1983 bis 1987 durch aidsverseuchte Präparate zur Gerinnungshemmung mit dem Aids-Virus infiziert und vom Tode bedroht. dpa

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