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Polizeigelände als Tiefflugstrecke

■ Bund Deutscher Kriminalbeamter kritisiert Radarkontrollen auf Polizeigelände/ Bereits einmal prallte dort ein Dienstwagen gegen ein geparktes Privatauto

Berlin. Obwohl die Kriminalitätsrate in der deutschen Hauptstadt beharrlich steigt und disziplinlose Autofahrer im Ostteil die neu gewonnene Freiheit zunehmend erst ab 90 Stundenkilometer genießen, setzen nach Auffassung des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) »stramme Polizeiführer« falsche Prioritäten. So kritisierte die Kripo- Vereinigung in ihrem Organ 'Der Kriminalist‘ Radarkontrollen auf dem Tiergartener Polizeiunterkunftsgelände an der Kruppstraße, die der Leitende Polizeidirektor Paul Fischer anordnete. Fischer hatte registriert, daß auf dem Unterkunftsgelände trotz der auf zehn Stundenkilometer begrenzten Höchstgeschwindigkeit »gerast« wird.

Der BDK: »In der Folgezeit sah man insgesamt vier Beamte des Abschnittes 33 auf dem weitläufigen Gelände zwischen Sträuchern und Mülltonnen herumturnen, um mit aufwendigem technischen Gerät, das eigentlich die »Tiefflieger« im Berliner Straßenverkehr zur Ordnung geleiten sollte, Jagd auf berühmte Temposünder zu machen.« Angedrohte Konsequenzen für polizeiliche Bleifußindianer: Entzug der Parkberechtigung auf dem Unterkunftsgelände und »gegebenenfalls disziplinarische« Ahndung. Hoffentlich werde da kein Mitglied des Rechnungshofes aufmerksam, winkte der BDK mit dem Zaunpfahl. Außerdem sei fraglich, ob es sinnvoll sei, daß Einsatzfahrzeuge bei der An- und Abfahrt über das Gelände schleichend ihre Zeit vertrödelten.

Wie der angegriffene Polizeidirektor auf Nachfrage der taz erläuterte, ist an der Kruppstraße infolge überhöhter Geschwindigkeit schon einmal ein Dienstwagen heftig gegen ein geparktes Privatauto geprallt. Dabei sei ein »höherer Sachschaden« entstanden. Unter dem Strich hätten die Radarmessungen jedoch ergeben, daß nur »ein ganz geringer Prozentsatz« der KollegInnen zu schnell gefahren sei. Fischer: »Wir haben ja nicht hinter dem Busch gelegen, sondern das den Dienststellen und auch der Personalvertretung bekannt gegeben.« Er hält die Schelte des BDK für unangemessen: »Die Schwerpunkte der Kriminalitätsbekämpfung werden hier schon richtig gesehen — unsere Aufklärungsquote ist führend.« thok

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