Erich H.: Zurück in die BRD? Nur im Sarg!

Moskau/Bonn (dpa/taz) — Erich Honecker hat die Hosen voll. Der frühere DDR-Staats- und Parteichef hat den sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow nach Informationen der 'Bild‘-Zeitung in einem dreiseitigen Brief um Zuflucht in der Sowjetunion gebeten. In diesem „offiziellen Asylersuchen“ erinnere Honecker an seinen Kampf gegen den Nationalsozialismus und seine NS-Haft, berichtet das Blatt heute auf eine nicht näher genannte, „wohlinformierte Moskauer Quelle“. Außerdem habe er stets im Sinne der Moskauer Verbündeten gehandelt. Nun drohe ihm wegen seines jahrzehntelangen Eintretens für Frieden, Völkerfreundschaft und Sozialismus wieder Gefängnis, beklage sich der 79jährige in dem Asylantrag.

Der sowjetische Präsidentensprecher Andrej Gratschow dementierte dagegen, ihm sei nichts von einem Asylersuchen Honeckers bekannt. Die russische Regierung will den 79jährigen nach Deutschland ausweisen. „Du wirst verstehen, daß ich dorthin nicht wieder zurück will“, schreibt Honecker 'Bild‘ zufolge an Gorbatschow. Er sei alt und krank. „Wenn es keinen anderen Ausweg gibt, bitte ich Dich, mir politisches Asyl zu gewähren.“ Er wolle aber unverzüglich Klarheit über sein weiteres Schicksal haben. „Es hängt von Dir ab“, wird der frühere SED-Vorsitzende zitiert. Honecker bitte Gorbatschow erneut um eine persönliche Unterredung.

Freunden soll Honi gesteckt haben: „Das ist mein letzter Versuch. Nach Deutschland werde ich nur im Sarg zurückkehren.“ Honeckers Plan, gemäß der Anweisung seiner Anwälte wieder zur stationären Behandlung in eine Klinik zu gehen, ist 'Bild‘ zufolge in letzter Minute gescheitert. Die Leitung des Mandrik- Krankenhauses in Moskau habe seine bereits vorbereitete Aufnahme mit Rückendeckung der Armeeführung mit der Begründung abgelehnt, Honecker sei Gast des Präsidenten. Gorbatschow habe eigene Möglichkeiten, für ihn eine geeignete Behandlung zu finden. Nach 'Bild‘ wird jetzt ein KGB-Krankenhaus für den einstigen SED-Chef gesucht. itz