: Immerhin die Schlägertasche
■ Europäische Karikaturisten im Wilhelm-Busch-Museum Hannover
Da zeichnet der Wahl-Münchner Borislav Sajtinac, der sich als staatenlos und damit unabhängig bezeichnet, „Trümmerfrauen“, die eine Mauer aus Hammer und Sichel abtragen. Daß überhaupt der Osten als Zeichner-Thema wohlgelitten ist, zeigt u.a. die Ausstellung „Karikatur — Europäische Künstler der Gegenwart“ im Wilhelm-Busch-Museum in Hannover. Der Ostberliner Klaus Vonderwerth sieht den Wessi als fetten, grinsenden Golfspieler. Der Ossi darf jetzt immerhin schon die Schlägertasche tragen, nachdem er jahrelang hinterm Zaun stehen mußte.
Ob Stasi-Spitzel, Politiker (Lieblingsziele: Helmut Kohl und Österreichs Staatspräsident Kurt Waldheim), Künstler, Terroristen oder Durchschnittsbürger — keiner bleibt ungeschoren. Über 300 Arbeiten von 62 Künstlern aus 22 Ländern drohen sich geradezu gegenseitig zu neutralisieren, doch der Überblick, falls man ihn behält, ist immerhin enorm. Für Direktor Herwig Guratzsch ist das erst der Anfang: Er plant in regelmäßigen Abständen Übersichtsschauen, die für die Karikatur so etwas werden sollen, wie es die „documenta“ für die Moderne Kunst ist. Dann müßten aber auch die außereuropäischen Länder einbezogen werden, meint er. dpa
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