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Gold und Rohstoffe gegen Kredite

■ Sowjetrepubliken akzeptieren Bedingungen für Hilfe der G-7/ USA geben eine Soforthilfe für Weizenkäufe in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar und räumen Meistbegünstigungsklausel ein

Moskau (afp) — Acht Sowjetrepubliken haben am Donnerstag die Bedingungen der sieben führenden Wirtschaftsmächte (G-7) für eine Soforthilfe an die Sowjetunion angenommen. Auch die Empfehlungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) seien bei der Abschlußrunde von Vertretern der Republiken und der G-7 akzeptiert worden, hieß es in einer Pressemitteilung. Die Republiken, die seit Montag an den Konsultationen teilgenommen hatten, hätten sich ebenso wie die Zentralregierung dazu bereit erklärt, „geeignete makroökonomische Maßnahmen“ zu ergreifen. Damit sollten vor allem die Haushaltsdefizite, die steigenden öffentlichen Ausgaben und die Inflation bekämpft werden. Auch die Preisstruktur solle aufgelockert werden, heißt es in der Erklärung. Die acht Republiken bestätigten in dem Abschlußdokument nach viertägigen Verhandlungen nochmals ihre Bereitschaft, für die Schulden der Union aufzukommen. Usbekistan weigert sich nach wie vor, diese Schuldengarantie mitzutragen. Dagegen erklärten sich Aserbaidschan, Georgien und die Ukraine, die an der Abschlußrunde der Konsultationen nicht teilnahmen, nun doch bereit, die Garantie mitzuübernehmen. Sie erwarten genaue Auskunft über ihren Anteil an den Unionsschulden, der in einem Sonderdokument festgelegt werden soll. Dieses soll innerhalb der nächsten Woche ausgearbeitet und den Regierungschefs der zwölf Republiken zur Prüfung vorgelegt werden. Finanzexperten der G-7-Staaten hatten zuvor die Bedingungen erläutert, unter denen der Sowjetunion Soforthilfe gewährt werden soll. Nach Angaben der Nachrichtenagentur 'Interfax‘ verlangen die Kreditgeber 104 der 240 Tonnen Gold, über die die Union noch verfügt. Sie sollten als Sicherheit für den Überbrückungskredit von einer Milliarde Dollar (etwa 1,6 Milliarden Mark) dienen. Die Verhandlungspartner der G-7, die Abgesandten der Einzelrepubliken, hatten vorgeschlagen, wichtige Bodenschätze in der Sowjetunion, wie etwa Öl oder Gas, könnten als Kreditsicherheit dienen. Das Repräsentantenhaus in Washington hat mit großer Mehrheit dem amerikanisch-sowjetischen Wirtschaftsabkommen zugestimmt, das der Sowjetunion im Handel mit den USA die Meistbegünstigungsklausel einräumt. Mit 350 zu 78 Stimmen ließen die Abgeordneten den Vertrag passieren, den Bush und Gorbatschow im Juli ausgehandelt hatten. Der Senat muß dem Handelsabkommen noch zustimmen und soll dies noch vor der nächste Woche beginnenden Winterpause des Kongresses tun. Auch der Oberste Sowjet muß das Abkommen noch ratifizieren, bevor es in Kraft treten kann. Unterdessen bewilligte Bush außerdem einen Kredit von 1,5 Milliarden Dollar (etwa 2,4 Milliarden Mark), um die Versorgungsprobleme in der Sowjetunion zu mildern.

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