»Dir gefällt es doch!«

■ Wird frau sexuell angegriffen, braucht sie auf Hilfe nicht zu hoffen — auch nicht bei der Polizei

Berlin. Als die 23jährige Senje B. letzten Dienstag in der Nähe des Fahrkartenschalters am Kleistpark auf die U-Bahn wartete, spürte sie unvermittelt eine Hand zwischen ihren Beinen. Die Extremität gehörte einem von drei etwa 17jährigen Männern, die ihr feixend gegenüberstanden. Senje schubste die Hand weg, was den jungen Mann aber nicht daran hinderte, erneut zudringlich zu werden. Also boxte ihm Senja, die sich nicht anders zu helfen wußte, in den Magen — und bekam prompt eine Ohrfeige verpaßt. »Dir gefällt das doch!« wieherten die Zudringlinge.

Die Zuschauer, die sich prompt eingefunden hatten, glänzten mit Untätigkeit. Senje wandte sich an den Fahrkartenverkäufer. »Was soll ich denn tun«, brummte der, »bis die Polizei käme, wären die sowieso schon weg.« Ein weiterer BVG-Mann reagierte ebenfalls mit Achselzucken.

Die drei jungen Männer hatten sich mittlerweile zwar verzogen. Dennoch wandte sich Senje an zwei Polizisten, die in ihrem Mannschaftswagen am Kleistpark tapfer Wache schoben. »Aber wozu denn eine Anzeige, Mädchen«, wurde sie abgefertigt, »die kriegen wir doch sowieso nicht mehr«. Widerwillig nahmen sie dann doch die Anzeige auf — wegen Körperverletzung und sexueller Belästigung. Den Tatbestand der Beleidigung wollten die Polizisten nicht gelten lassen. »Vor Gericht«, so die Begründung, »kann niemand beweisen, daß es Ihnen nicht doch Spaß gemacht hat.« maz