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Berg-Karabach: Schewardnadse appelliert an Konfliktparteien

Moskau (dpa) — Der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse hat an die Regierungen und demokratischen Kräfte in Armenien und Aserbaidschan appelliert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Beide Republiken, die sich seit Jahren wegen der Enklave Berg Karabach streiten, hatten am Samstag ihre seit einigen Wochen geführten Gespräche über eine mögliche Beilegung des Konflikts abgebrochen. Das Parlament in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, will am Dienstag über die mögliche Ausrufung des Kriegszustandes in der Republik beraten, meldete die Nachrichtenagentur 'Interfax‘.

Wie die Nachrichtenagentur 'TASS‘ berichtete, forderte Schewardnadse die verfeindeten Parteien auf, weiter einander zuzuhören und Selbstkontrolle zu üben. Es sei „selbstmörderisch“, den Gefühlen jetzt ihren Lauf zu lassen. Schewardnadse, der auch Vorsitzender des Organisationskomitees der Demokratischen Reformbewegung ist, bot den Konfliktparteien die Hilfe der Bewegung bei der Lösung des Streites an. Berg Karabach liegt in Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.

Aserbaidschan begründete den Abbruch der Verhandlungen in einer Erklärung des Außenministeriums mit dem Abschuß eines Hubschraubers in Berg Karabach, bei dem 23 Menschen ums Leben gekommen waren. An Bord waren Regierungungsvertreter Aserbaidschans, Rußlands und Kasachstans. Armenien seinerseits kündigte die Gespräche auf, weil Aserbaidschan vor drei Wochen eine Erdgasleitung nach Armenien blockiert hatte, die über aserbaidschanisches Territorium führt. Dies hatte in Armenien eine Energiekrise heraufbeschworen.

Aserbaidschan machte am Samstag „armenische Terroristen“ für den Abschuß des Hubschraubers verantwortlich. Die sowjetische Nachrichtenagentur 'Interfax‘ hatte unter Berufung auf die aserbaidschanische Staatsanwaltschaft gemeldet, Ermittler hätten in dem Wrack des Hubschraubers ein Loch entdeckt und den Verdacht geäußert, daß die Maschine mit einer Rakete abgeschossen worden sein könnte. Diese Version wird von einem Beitrag der Fernsehnachrichtensendung „Wremja“ gestützt, in dem in der vergangenen Woche zu sehen war, daß der abgestürzte Hubschrauber mehrere Löcher aufwies.

Dagegen ist der Absturz nach Ansicht des sowjetischen Ministerpräsidenten Iwan Silajew möglicherweise auf eine Überlastung zurückzuführen. Silajew sagte, Hubschrauber des verwendeten Typs MI8 seien für solche Flüge nicht geeignet.

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