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Ausg'schdurbm? So a Bläädsinn!

■ Ab heute in Bremen: „Attwenger“, ein oberösterreichisches Duo für beschleunigte Volksmusik / „Mia stehn auf Pank!“

Ganz seltene Landler! Wenn der Binder am Schlagzeug einen durchtriebenen Beat anrührt, mag man an Volksmusik gar nicht denken — gleich aber macht sich

„Maunchmoi song d'Leit: Wenn mia heiraddn, muaß Attwenger schbüün. Oba mia heiraddn need!“

dem Falkner seine Ziehharmonika juchzend drüber her, und schon hat man „Attwenger“ beisammen, das Duo für Hip-Hop- Zwiefache und Turbo-Gstanzl (mehr dazu auf Seite 24). Die oberösterreichischen Musikanten machen jetzt ein paar Tage in Bremen Station.

taz: Wo findt's ihr eia Musik? Aufm Dachbodn?

Markus Binder: Ja no! So ausg'schturbm is de Voiksmusik aa wieda net. Do gibt's scho wos. Ma muaß hoit schaung, wo und wia.

Hans-Peter Falkner: Do zaag i dia a Foto: Do sehgst mein Großvoddan, mein Voddan und mii (zeigt ein Foto: alle drei mit Akkordeon). Mia brauchan auf koan Dachbodn und auf koan Flohmoakt.

Habt's ned Angst, daß boid oiß vaschwind't in an riesigen Musikantenstodl?

Falkner: Ah geh! Do haaßt's: Früha hom olle g'schbüüd und des woa so schee. Des is ja oiß a Bläädsinn! Weid und breid hod's do vielleicht aa aanzige Famülie geb'm, de hod a weng umanandagschbüüd. De meisdn hom se jo goa kaa Insdrumend leisdn kinna! Und a „Szene“ hod's nia geem!

Und jetz? I sog nur: de Biermösl Blosn, de Guglhupfa, da Ringsgwandl Schorsch.

Falkner: Jetz gibt's Leit, de aus dem „Material“ Voiksmusik ihre eignen G'schichdn machan. Mia ned. Mia wüad'n aa nie des Woat „kritisch“ in unsan Woatschotz aufnehma. Ned voadagründig kritisch. De Voaliebe und de Obneigung, de steckt scho in unsare Schdickln drinna. Mia mochn mit da Tradition weita. Bloß anders.

Und wia? Hoaßt „Attwenger“: de oidn Stückln auf Turbo bringa?

Falkner: No ja, mir ham scho a offene Oat, mit der Musik umzugehn! I konn nadierlich ned schbüün wie mei Großvodda: der is nainz'g Joa old, do schloof i ja ein! I bin jo aa kaa Hoizfälla und koa Fasslbinda. Wenn mia uns hiisetzad'n und schbüün wia die Oidn, des waar „übergepflegt“, des waar blos steif.

Und was sang d'Leit? Wißt's no eia erschts Konzert?

Falkner: Des woar a Gaude, a g'scheide Gaude! Oba, du sog: da wo mia schbüün in Bremen, is da bestuhlt?

I glaab ned.

Falkner: Das wäa klass! Wenn de Leit ned sitzn, kriang ma's in Bewegung. Dann wiad's a Bombmg'schicht!

Do hod wahrscheinlich aa der Pank sein Schbaas, oda?

Falkner: Mia glau'm, schoo. Es gibd nadierlich sowieso aa Voiksmusik, de is aafmüpfig und frech geng d'Obrigkeit, des is reina Pank. Und mia sööba hod da Pank imma scho 'daugt! Do verbind't se nadierlich vüü in unsra Oat! Oba mei'm Voddan g'foid's aa! Er sogt, mia machan an guadn Rhythmus, er sogt ned „Beat“, weil des Woat is eam fremd. Und irgendwia g'foid's ollen. Aamol zun Beischbüü ham mia mit aana richtig oid'n Grupp'm gschbüüt, und de san hinterhea dog'sessn und ham g'locht und ham se g'freit. De flipp'm nadierlich ned aus. Oba g'locht ham's, und de kennan se aus!

Binder: Des bedriffd aa unsre Dexde. Weil mia singan ibahaupts kaane obwegign Sochn. Do is olles aafach wia in jedm G'schdanzl.

Oafach und vazwiggt wia Bluus- Stroofn.

Binder: Jo, eeh! Is aa Voiksmusik.

Gibt's des, daß Attwenger auf ana Houhzad schbuit?

Binder: Naa, dafia san mia schon zu schbeziell. Wo g'heirat' wiad, wüü ma se eha unterhold'n, und mia san laut! Obwoi...ma konn scho danz'n zu unsra Musik.

Falkner: Manchmoi kemman noch'm Konzeat Leit zu uns und song: „Wenn mia heiraddn, muaß Attwenger schbüün. Oba mia heiraddn ned!“

Interview: Manfred Dworschak

Kleines Wörterbuch:

„Attwenger“ können Sie, zusammen mit dem schweizerischen Duo „Appenzeller Space Schöttl“, zu folgenden Gelegenheiten hören:

heute um 20.30 Uhr auf dem Orchesterboden des Packhauses im Schnoor

am Mittwoch um 20 Uhr im Kulturhaus „Alter Schützenhof“ in Achim (als Extra singt ein sechsköpfiger Männerchor aus Sardinien: der „Coro della Confraternita di Santa Croce“)

am Samstag um 20 Uhr im KITO, Vegesack

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