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„Astoria“: Kanal dicht

■ „Offener Kanal“ muß neue Räume für Studios suchen / Astoria kündigt Eröffnung zum 12. Dezember an

Eine ziemliche Überraschung: Genau da, wo eigentlich in diesen Wochen die Hörfunk- und Fernsehstudios für den neuen Bremer „Offenen Kanal“ eingerichtet werden sollten (vgl. Kasten unten), waren fleißige Handwerker gerade dabei, ganz studio-unverträglich niedrige Decken einzuziehen und allerlei gastronomisches Vergnügungs-Mobiliar anzubringen: im künftigen „Astoria“, ehemals „Markthalle“, ehemals Zentralbad. „Wir wußten von nichts, hatten schon Möbel im Keller gelagert, da haben wir den Umbau gesehen“, erklärte gegenüber der taz der verblüffte Beauftragte der Landesmedienanstalt für den Offenen Kanal (OK), Uwe Parpart.

Eigentlich sollte und wollte der OK Räume für monatlich 7.000 Mark, also 20,- pro qm, von den Astoria-Betreibern unter-mieten. Begehungen und Verhandlungen fanden seit dem Sommer statt. Klar: Wenn sich Disco-Betreiber und Fernseh-MacherInnen im selben Haus zusammentun, ist Schall-Isolierung für die Studios angesagt. Und da gab es, zumindest, heftige Mißverständnisse.

„Das Astoria wollte uns und wußte von Anfang an, daß wir senden wollten und daß Schallschutz nötig ist“, erklärte Parpart vom OK. Stimmt. Aber bezahlen wollten die Astoria-Betreiber die Baumaßnahmen schließlich nicht, zugesagt sei immer nur der „Mantelbau“. Und als im Vertrags-Entwurf des OK im Oktober der Streitpunkt zusammen mit einem Lärmschutz-Gutachten schriftlich auf den Tischen lag, kam es prompt zum Knall. „Wir bezahlen denen doch nicht den 250.000-Marks-Umbau!“ wies der Astoria-Steuerberater und Vertrags-Verhandler, Peter Aust, diese Ansinnen von sich. So hatten die OK-Betreiber die mündlichen Vor-Absprachen aber immer verstanden. Wer nun wem wann und wieviel zu spät welche Verträge und Änderungs- Vorschläge zugeschickt und abgelehnt hat, ob das Astoria schweigend Tatsachen geschaffen oder doch schließlich schriftlich abgesagt hat, ist inzwischen auch Schnee von gestern.

Die neuen Tatsachen: Das Astoria beteuert mit nur leichtem Zögern, am 12. Dezember sei Eröffnung: „Wir arbeiten Tag und Nacht.“ In der schließlich erteilten Baugenehmigung sind neue Verkehrsführungen, Straßennutzung nur für Anwohner und Ordnerdienste als Auflagen enthalten, außerdem gibt es technische Arrangements und Rabatte bei den Parkhäusern. Möglichen Anwohnerprotesten sieht Aust gelassen entgegen: „Wir haben unser Möglichstes getan, aber das hier ist Kerngebiet, etwas Lärm muß man sich gefallen lassen.“

Und die Landesmedienanstalt steht wegen anderer Studios für den Offenen Kanal bereits in Verhandlungen und kann womöglich nächste Woche den neuen Mietvertrag für preiswertere, aber immer noch citynahe Räume unterschreiben. „Wenn das klappt, schaffen wir den geplanten Sendetermin März/April 92 doch“, hofft Uwe Parpart.

Susanne Paas

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