: Fink: Ich war kein Stasi-Informant
■ Der Rektor der Humboldt-Universität, Heinrich Fink, wehrt sich gegen Vorwürfe, seit 1969 Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter gewesen zu sein
Mitte. Der Rektor der Humboldt- Universität (HUB), Heinrich Fink, wehrt sich gegen Vorwürfe, jahrelang für die Stasi als »Inoffizieller Mitarbeiter« (IM) tätig gewesen zu sein. In einer gestern eilig zusammengerufenen Pressekonferenz erklärte Fink, er habe sich »keinerlei Zusammenarbeit mit der Stasi im Sinne des Schreibens der Gauck-Behörde vorzuwerfen«.
Zur gleichen Zeit tagte zum Fall Fink gestern nachmittag die Personalkommission der HUB. Ihr gehören sowohl Vetreter des Senats als auch der Universität an. Zum Verlauf und Ergebnis der Sitzung wollte der Sprecher des Wissenschaftssenators, Helmut Lück, jedoch vorläufig keine Information geben.
Fink erklärte, daß er erst gestern früh erfahren habe, daß eine solche Sitzung stattfinden werde. Er drohte, gegen jede ihn als Rektor beeinträchtigende Entscheidung der Personalkommission Rechtsmittel einzulegen. Wie Fink weiter erklärte, sei ihm am Montag vom Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) ein Schreiben der für die Stasi-Akten zuständigen Gauck-Behörde überreicht worden. Darin heißt es, daß sich aus den Unterlagen eine Zusammenarbeit Finks mit der Stasi ergeben habe. Fink sei seit 1969 als Inoffizieller Mitarbeiter unter dem Decknamen »Heiner« tätig gewesen. Die Akte »Heiner« sei am 4. Dezember 1989 gelöscht worden.
Fink nannte das Schreiben der Gauck-Behörde das »Ergebnis einer politisch motivierten Manipulation«. Sie falle nicht ohne Grund mit der anstehenden Wahl des Rektors der HUB zusammen. Er kündigte an, gegen diesen »Versuch eines Rufmords« mit allen Rechtsmitteln vorzugehen. Er erwarte, daß ihm umgehend Einsicht in die Unterlagen ermöglicht werde.
Nach den Erkenntnissen der Gauck-Behörde gibt es eine Bestätigung des Leiters der Stasi-Kirchenabteilung über die Löschung eines »IM-Vorganges Heiner«. Außerdem soll ein Schreiben des Mielke-Stellvertreters Mittig aus dem Jahre 1984 vorliegen, in dem bestätigt werde, daß Fink für die Stasi »erfaßt« gewesen sei. Zudem soll die Registriernummer auf der Löschanweisung mit der Namenskarte von Fink identisch gewesen sein.
Wie Fink weiter ausführte, habe er wie jeder Sektionsdirektor an einer Universität in der DDR zwangsläufig Kontakt mit der Stasi gehabt. Auch als Veranstalter von neun ökumenischen Synoden sei er vorher und nachher von den »Sicherheitsbeauftragten der Universität« befragt worden. Er versicherte, bei diesen Kontakten »niemals Auskunft über Personen gegeben zu haben«. Zugleich dementierte er, jemals gegenüber der Stasi eine Verpflichtungserklärung unterschrieben zu haben. Darüber hinaus habe er niemals Informationen über seinen Kollegen Richard Schröder (späterer SPD-Fraktionsvorsitzender in der DDR-Volkskammer) an die Stasi weitergeleitet, wie ihm unter anderem jetzt vorgeworfen wird. Unterstützung erhielt Fink gestern sowohl vom Vorsitzenden des Konzils als auch vom Studentenrat. Gegenüber den Studenten will er sich heute um elf Uhr im Audimax zu den Vorwürfen äußern. Severin Weiland
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