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Putschversuch in Togo

■ Soldaten rebellieren nach Verbot der Ex-Staatspartei

Berlin/Lome (taz/afp) — Zum dritten Mal in zwei Monaten haben Militäreinheiten im westafrikanischen Togo, die dem ehemaligen Diktator Gnassingbe Eyadema loyal sind, einen Putschversuch gegen die demokratische Interimsregierung des Rechtsanwaltes Kokoh Koffigoh unternommen. Die neue Militärrevolte, in deren Verlauf Soldaten gestern früh Fernseh- und Rundfunkstationen in der Hauptstadt Lomé besetzten, kommt einen Tag, nachdem die Interimsregierung Eyademas die Auflösung der ehemaligen Einheitspartei „Sammlung des togolesischen Volkes“ (RPT) dekretierte. In einer im Rundfunk verlesenen Erklärung forderten die rebellierenden Soldaten die Wiederzulassung der einstigen, 1969 von Eyadema gegründeten Staatspartei.

Die Konfrontation zwischen alten und neuen Machthabern hatte am Wochenende begonnen, als die RPT in Lomé einen Delegiertenkongreß abhielt. Der „Hohe Rat der Republik“, seit Abschaffung der Militärherrschaft im August dieses Jahres höchstes Exekutivorgan des Staates, hatte vergeblich versucht, den Parteitag zu verhindern, da die RPT nicht den Bestimmungen des seit April geltenden neuen Parteigesetzes entspreche.

Der RPT-Kongreß führte zu Demonstrationen in Lomé, bei denen die sogenannten „Ekpemog“-Volksmilizen, die im Zuge der Massenproteste gegen die Diktatur im Frühjahr gegründet worden waren und jetzt als Schutz der neuen Regierung dienen, durch sämtliche Stadtteile zogen. Seit der Nacht zum Mittwoch kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen diesen Demonstranten und Anhängern der RPT. Bei Kämpfen in nördlichen Vierteln Lomes sollen zwei Menschen getötet worden sein und Hunderte verletzt. D.J.

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