Brüllerei um „Personalaufsatz“

■ Beckmeyer beleidigt, Frauenquote gegen Kröning und Scherf gerettet

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Claus Dittbrenner schlich durch die Bürgerschaft, als habe ihm jemand soeben sein Gehalt gepfändet, Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer verließ wutschnaubend die Lobby. Für die SPD stand der schwierigste Teil der Verhandlungen noch an, der interne nämlich. Sechs Senatsposten gibt es zu verteilen, Personalaufsatz nennen das die Sozis, und der kommissarische Vorsitzende Isola schwört Stein und Bein, daß es drei Männlein und drei Weiblein werden. Das will die Frauenquote so. Aber war das etwa so gemeint, daß der kompetente Kröning gehen muß, um zum Beispiel Marlies Grotheer Platz zu machen?

Der Bürgermeister wird's schon richten. Er sollte am nachmittag dem SPD-Vorstand seine Vorstellungen vom „Personalaufsatz“ schmackhaft machen. Doch so ganz ist das wohl nicht gelungen. Die für 20.00 Uhr angekündigte Pressekonferenz jedenfalls wird um 18.00 Uhr auf Samstag vormittag verschoben. Einen kleinen Vorgeschmack auf den Stil, mit dem bei der SPD diskutiert wird, hatten die Verhandlungsdelegationen schon am Vormittag in der Bürgerschaft bekommen. Da hatte Noch- Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer voller Wut Horst Isola angebrüllt, weil der nicht hart genug um das Wirtschaftsressort gerungen habe. Jetzt fürchtet Beckmeyer, daß er als Häfensenator den Spitznamen Senator für das Fischereiwesen bekommt. „Senator für Stockfisch“, kam der hämische Zwischenruf aus der Verhandlungsrunde.

Es sind schon stressige Tage und Nächte. Am Freitag hatte es bis 2.22 Uhr gedauert, ehe weißer Rauch aus dem Gobelinzimmer des Rathauses stieg. Zwischendurch hatte sich die FDP noch einmal eine dreiviertel Stunde zurückgezogen, die Grünen hatten damit gedroht, daß ihre Mitgliederversammlung am Samstag höchstens noch mehr fordern werde, wenn denn keine Einigung vorliege. Insbesondere bei dem mächtigen Fücks-Ressort, das bei allen Flächenfragen die entscheidende Rolle spielen wird, hatten SPD und FDP schwer zu schlucken. Und auch die Entmachtung des Häfenressorts, das nun den überregionalen Verkehr an Claus Jäger abgeben muß, hatte der SPD gar nicht geschmeckt. Da war es für die Genossen geradezu Balsam, daß die Grünen schließlich auf Wissenschaft verzichteten und so die Rücktrittsdrohung von Henning Scherf unwirksam wurde, der sich nicht allein mit Schule begnügen wollte.

Soeben erreicht uns die letzte Meldung aus dem SPD-Parteihaus: Lemke-Schulte wird Finanzsenatorin, Grobecker übernimmt Häfen und Gesundheit, Beckmeyer macht Soziales und Frauen, Kröning Bau und Arbeit und Marlies Grotheer wird Präsidentin des Senats. Stimmt das wirklich?, fragt sich Rosi Roland