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Nord-SPD fast einstimmig für die Ampel

■ UB-Nord diskutierte über Koalitionsvereinbarung

Bei vier Gegenstimmen haben die 113 Delegierten des SPD-Unterbezirks Bremen-Nord am Donnerstag abend der Ampelkoalition zugestimmt. Bereits direkt nach der Bürgerschaftswahl hatten sich die Bremen-Norder mit großer Mehrheit für eine Zusammenarbeit mit Grünen und FDP ausgesprochen. Ein Antrag des Ortsvereins Lesum, die Entscheidung zu verschieben, da die Koalitionsvereinbarung den Delegierten nur in Auszügen vorlag, die teilweise sogar nicht einmal den letzten Verhandlungsstand wiedergaben, bekam am Donnerstag abend nur 12 Stimmen.

Henning Scherf, Horst Isola und Claus Dittbrenner hatten zuvor aus den Koalitionsverhandlungen berichtet und deren Ergebnis begrüßt. Auch der Nord- Bremer Parteivorsitzende Detmar Leo konnte „überall eine klare sozialdemokratische Handschrift“ entdecken. „Die Ampelkoalition hat eine Idee“, erklärte er, „nämlich grüne Ökologie und liberale Ökonomie mit sozialer Sicherheit zu verbinden“.

Soviel Harmonie brachte Karl- Heinz Schönberger, Betriebsratsvorsitzender des Bremer Vulkan, in Rage. „Ich habe ja Vertrauen zu dem, was bei den Verhandlungen rausgekommen ist“, rief er, „aber mich ärgert die Art und Weise, wie jetzt schon wieder Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Grüne und FDP, mit denen wir jetz koalieren müssen, sind schließlich immer noch unsere politischen Gegner.“ Und Juso-Landesvorstandsmitglied Florian Trombach sah sich zwar auch „gezwungen, die Kröten der Koalitionsvereinbarung zu schlucken“, hielt das Papier insgesamt jedoch für „inhaltsleer“. Ihn interessierte viel mehr, was von dem Gerücht zu halten sei, daß die Bremer Karte künftig 67 Mark und der Freibad-Eintritt fünf Mark kosten soll. Antwortete Henning Scherf: „Ich würde den ÖPNV am liebsten auch zum Nulltarif machen — da bin ich Juso wie Du. Aber das geht nicht.“

Als letzten Antrag beschlossen die Nord-Bremer SPD-Delegierten schließlich noch die „Erwartung, daß Sabine Uhl auch für den zukünftigen Senat nominiert wird“. Schließlich sei Uhl „wegen ihrer Leistungen als Abgeordnete und Senatorin zur Spitzenkandidatin des Unterbezirks bestimmt“ worden.

Detmar Leo, der direkt nach der Bürgerschaftswahl in einem Grundsatzpapier den SPD-Regionalproporz als eine wichtige Ursache des Debakels seiner Partei bezeichnet hatte, wollte nun alles ganz anders gemeint haben. Den Antrag für die Nord-Bremerin Sabine Uhl stellte er sogar persönlich, denn „als ich damals gesagt habe, das Proporzprinzip darf nicht das Allerheiligste sein, habe ich den Proporz zwischen Vegesack, Lesum und Blumenthal gemeint, nicht aber den zwischen Unterbezirken.“ Ase

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