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Waffennärrischer Polizeiboß

■ Ermittlungen gegen Gerhard Kilian wegen illegalen Waffenbesitzes

Berlin. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Leitenden Polizeidirektor Gerhard Kilian (51) wegen unerlaubten Waffenbesitzes. Dies bestätigte Justizsprecherin Uta Fölster gestern, ohne nähere Angaben zu machen. Der 'Tagesspiegel‘ hatte zwar berichtet, daß Kilian 22 Pistolen und Revolver bereits vor der Wiedervereinigung und ohne eine entsprechende Genehmigung erworben hatte. Damit habe er gegen das damls in West-Berlin geltende alliierte Recht verstoßen.

Drei Waffen aus der Sammlung Kilians hat die Polizei inzwischen beschlagnahmt, weil sie offenbar verändert wurden, teilte der Polizeipressesprecher, Schultz, mit. Auf einer Waffe sei offenbar eine falsche Identifikationsnummer eingraviert, bei der zweiten sei die Nummer ausgeschlagen, und die dritte sei umgebaut worden. Die Untersuchung der Waffen solle Ende Dezember abgeschlossen sein.

Kilian bestätigte auf Anfrage, daß er nach der Aufhebung der alliierten Vorbehalte im März 1991 einen »Bestand an Waffen« angemeldet hatte. Er habe sich »an geltendes deutsches Recht gehalten«, unter dem er jedoch nicht das alliierte Recht verstanden haben möchte, sagte er. Auf illegalem Waffenbesitz stand noch ein Jahr vor der Wende entsprechend einer Regelung von 1946 die Todesstrafe, die jedoch nie angewandt wurde.

Nach der Wiedervereinigung wurde illegaler Waffenbesitz amnestiert, sofern die Besitzer ihre illegal angeschafften Waffen innerhalb von sechs Monaten anmeldeten. Polizeidirektor Kilian, der seit dem Frühjahr 1990 die Direktion 5 leitet, geht davon aus, daß das Ermittlungsverfahren eingestellt wird. dpa

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