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Verliebt — mit Haut und Haar

■ Ein Jugendbuch über schwule Liebe in der NS-Zeit

Eine Menschenmenge vor dem KaDeWe. Zwei schwule Jugendliche werden von einer Gruppe Männer zusammengeschlagen. Niemand mischt sich ein, bis sich ein alter Mann den Schlägern in den Weg stellt. Aufgrund seines entschlossenen Auftretens vertreibt er sie. Später erzählt er, daß er bestimmte Situationen in seinem Leben nicht mehr zu ertragen bereit ist.

1941 — seit zwei Jahren ist Polen von den Deutschen besetzt. Die Lebensbedingungen der polnischen Bevölkerung sind durch die Besatzer drastisch verändert und eingeschränkt. Stefan darf als polnischer Jugendlicher nicht die höhere Schule besuchen, aber er hat Glück im Unglück und findet eine Stelle als Laufbursche bei einem deutschen Bäcker. Und nicht nur dieser Job, der seiner Familie täglich einige Brote zusätzlich zu den knapp bemessenen Lebensmittelkarten einbringt — sein alter Traum zu singen, erfüllt sich, als er Chorsänger beim deutschen Theater wird. Zwangsläufig erhält er nun einen Nacht-Passierschein.

Auf einem seiner nächtliche Wege trifft er Willi, einen deutschen Soldaten. Die beiden verlieben sich mit Haut und Haar ineinander. Gegen alle Widerstände verleben sie heimliche, aber glückliche Wochen. Dann muß Willi an die Front. In seiner Sehnsucht und Verzweiflung schreibt Stefan ihm einen Brief, der in die falschen Hände gerät. Ihre Liebe wird offenkundig.

Stefan K., dessen Geschichte Lutz van Dick erzählt, ist 1990 65 Jahre alt. Nach seiner Entlassung aus der NS-Haft ist er wieder gesund geworden. Seine Eingaben um Anerkennung als NS-Verfolgter und um Entschädigung für die Haftzeit sind bislang erfolglos geblieben. Autorinnengruppe „Leserlich“

Lutz van Dick: Verdammt starke Liebe. Eine wahre Geschichte.

Rotfuchs, 8,80 DM

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