: Schönster Abschied von Vera R.
■ Frauen-Projekte schenkten Ex-Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger ein Traum-Fest
Verschiedene zarte Parfum-Noten, Nahtstrümpfe neben Jeans, Strubbel-Köpfe und Dauerwellen: Die da Samstag abend in der wunderschönen Jugendstil- Villa „Haus im Park“ bis in die Nacht zusammenkamen, waren bestimmt nicht alle „SPD-Stammwählerinnen“: 80 Frauen aus Bremer Gesundheitsprojekten hatten sich schöngemacht und waren gekommen, um Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger zum Abschied nachträglich ein großes Fest zu schenken. Ganz von sich aus: Wo hätte es das schon gegeben? Alles war selbst organisiert und höchst gelungen: ein Buffet aus mitgebrachten Leckereien, Säfte und Weine, Kulturprogramm und richtiger Abschied mit Traurigsein und Mutmachen.
„Wir wollen Sie feiern und ehren, aber nicht auf einem Sockel, sondern auch mit Stolz auf unsere Arbeit“, versprach Organisatorin Christa Schulz der gespannt zuhörenden Vera Rüdiger, „und wir Frauen aus den Projekten wollen zusammen feiern, auch wenn wir ganz unterschiedlich sind.“ Dann ging es los. Barockmusik mit Klavier und Blockflöte (Ilke Wolfram und Ortrud Gartelmann), ein fünfarmiger Leuchter auf dem schwarzglänzenden Flügel. Zwei kurze, herzliche Reden, aufmerksames Publikum und Lächeln in den Augenwinkeln. Ulrike Kretschmann vom Frauen-Notruf erzählte, wie sich vor Jahren die Senatorin zum Besuch angesagt hatte, als das Projekt-Ende in Sicht war, wie die Frauen aufgeregt, ängstlich, auch mißtrauisch waren, „was es kosten würde, Ihre Unterstützung zu gewinnen! Aber Sie waren klar und entschieden, rieten zum Umzug, sagten Honorare zu — und Sie haben durch die Finanzierung nie versucht, und zu verpflichten, auf Linie zu bringen. Ohne Sie wären wir heute nicht hier!“
Zwei Frauen tanzten argentinische Tangos, Erika Schermeier und Brunhilde Hasselmann. Vera Rüdiger war berührt. „Ich empfinde diese Wärme als außergewöhnlich. Ich habe das so bei allen Feiern und Würdigungen noch nie erlebt...“
„Mit Ihrem Blick auch für Frauen in sozialen Brennpunkten, mit Gewalterfahrungen, für Prostituierte und Drogenhabhängige sind Sie für viele eine Hoffungsträgerin geworden!“ sagte Rosemarie Klesse vom Gesundheitstreff Tenever, „und Ihr Respekt vor unserer Arbeit hat sich in der Behörde durchgesetzt.“ Christine Schröder und Dr. Gabriela Pajoncek (Querflöte und Klavier) spielten C. Ph. E. Bach; irgendwo knallten Sektkorken. Zwei übten abseits Tango. Bauchrednerin Andresen interviewte als „Journalistin“ eine Putzfrau-Puppe über Vera Rüdiger. Und dann kam sie: Üppig, sinnlich, prächtig, verführerisch, kokett, hinreißend tanzte Christa Schulte Schleiertänze, Bauchtänze für, vor Vera Rüdiger. Rosemarie Klesse hatte es gesagt: „Was bleibt, außer Abschiedstrauer: ermutigte und gestärkte Frauen, mit Power für Sie und für uns!“ Susanne Paas
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