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Hat Quayle gekokst?

Dublin (taz) — Versuchen die US- Behörden zu vertuschen, daß Vizepräsident Dan Quayle Marihuana geraucht und Kokain geschnupft hat? Das behauptet zumindest „Doonesbury“, der einflußreichste Cartoon-Held in den USA.

In der Zeichnung von Garry Trudeau geht es um Ermittlungen des Drogendezernats (DEA) gegen den damaligen Senator Quayle wegen Kokainmißbrauchs. Das DEA mußte inzwischen eingestehen, daß man tatsächlich ermittelt hatte, die Anschuldigungen sich jedoch als falsch erwiesen. Quayle sitzt in der Klemme: Wie soll er gegen einen satirischen Cartoon vorgehen?

So reagierte der Vizepräsident zunächst einmal verärgert und versicherte, weder selbst Drogen genommen zu haben, noch irgend jemanden zu kennen, der das getan habe. Die Doonesbury-Behauptung sei „verwerflich“. Trudeau sprach jedoch Quayles Beteuerungen jede Glaubwürdigkeit ab: Wer in den späten sechziger Jahren eine Hochschule besucht habe, könne kaum behaupten, nie mit Drogen in Berührung gekommen zu sein.

Doch Quayle steht weitere Unbill ins Haus. Die Rechtsanwälte Arnold und Porter stießen auf Indizien, die die These ihres Mandanten Brett Kimberlin untermauern. Kimberlin, der eine 51jährige Haftstrafe wegen Drogen- und Sprengstoffvergehen absitzt, hatte behauptet, Quayle vor Jahren Marihuana verkauft zu haben. Als Kimberlin während der Präsidentschaftskampagne 1988 deshalb Kontakt zu Journalisten aufnehmen wollte, wurde er kurzerhand in eine Isolationszelle gesteckt und später daran gehindert, an einer Pressekonferenz teilzunehmen.

Die Gefängnisbehörden gaben bekannt, die Isolationshaft sei auf „ausdrücklichen Wunsch Kimberlins und zu dessen eigener Sicherheit“ angeordnet worden. Doch das konnten die Anwälte inzwischen widerlegen: Sie legten ein internes Papier des Justizministeriums vor, in dem es heißt, daß Kimberlins Teilnahme an der Pressekonferenz „eine möglicherweise sensationelle Geschichte in Verbindung mit einer bürokratischen Entscheidung unseres Ministeriums“ produzieren könnte. Ralf Sotscheck

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