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Äthiopier während Deutschkurs überfallen

Nürnberg (taz) — Gerade erst hatte Bayerns Innenminister Edmund Stoiber es als Erfolg der bayerischen Sicherheitspolitik verkündet: Von 183 schwerwiegenden Angriffen auf AusländerInnen, die bisher für 1991 in der Bundesrepublik registriert wurden, passierten nur vier in Bayern. Kurze Zeit später zerschlugen faustgroße Steine die Fenster eines Waldkirchener Flüchtlingsheimes im Kreis Freyung-Grafenau in Niederbayern. 21 Flüchtlinge sind dort in der 10.000 Einwohner zählenden Kleinstadt untergebracht, etwa 30 km von Passau entfernt. Als vier äthiopische Staatsangehörige am Dienstag gegen 23.15 Uhr im Erdgeschoß des Gebäudes beim Deutschkurs zusammensaßen, flogen plötzlich Steine durch das Fenster und verletzten einen Afrikaner am Kopf. Die Täter flüchteten in einem PKW.

Einer der Flüchtlinge mußte sich daraufhin auf den gefährlichen Weg zu der 200 m entfernten Telefonzelle machen, um von da aus die Polizei zu informieren. Denn in Bayern gibt es trotz Drängens von Flüchtlingsinitiativen noch immer keine Fernsprecher in den sog. „Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber“. Die eingeleitete Fahndung blieb ohne Ergebnis. Ingrid Adler, Pressesprecherin der zuständigen Polizeidirektion Passau, will sich „nicht auf einen politischen Hintergrund“ versteifen. Ihrer Meinung nach könnte es sich auch um irgendeinen „Bierdeppen“ gehandelt haben.

Ob der Überfall vom bayerischen Innenministerium für so „schwerwiegend“ erachtet wird, daß er in die Statistik eingeht, war bislang nicht zu erfahren. Innenminister Stoiber kündigte an, zukünftig die Sicherheitsmaßnahmen für Flüchtlingsheime zu verstärken. Bs

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