Nach Dioxin-Skandal: Sittensen verklagt Hamburg

■ Hansestadt soll eine Millionen für Entsorgung bezahlen

Die Stadt Hamburg soll nach dem Willen der Gemeinde Sittensen (Landkreis Rotenburg/Wümme) die Sanierungskosten von möglicherweise bis zu einer Millionen Mark für einen mit Dioxin verseuchten Parkplatz in der Gemeinde tragen. Dies will die Gemeinde Sittensen nach eigenen Angaben vom Donnerstag mit einer Klage beim Landgericht Hamburg erreichen. Das mit Dioxin belastete Schlackenmaterial war in den 70er Jahren aus der Hamburger Müllverbrennungsanlage Stellinger Moor in die 4.500-Einwohner Gemeinde geliefert worden.

Bisher zahlte die Gemeinde rund 266.000 Mark für Laboruntersuchungen, Gutachten, das Abtragen und den Transport der Schlacke. Dies ist nach Angaben des Hamburger Rechtsanwalts Sieghard von Saldern der geringere Teil der Kosten, denn für die aufwendige Reinigung des dioxinhaltigen Materials ist eine Rechnung von über 511.000 Mark zu begleichen. Die Endlagerung der hochbelasteten Rückstände könnte bis zu 150.000 Mark kosten. Die niedersächsische Landesregierung hatte sich bereits geweigert, einen Teil der Entsorgungskosten zu übernehmen.

Im Bodenbelag des Parkplatzes war im Frühjahr eine Dioxinbelastung von etwa 1.600 Nanogramm (milliardstel Gramm) pro Kilogramm Belag festgestellt worden, als der Ort nach einer Häufung von Leukämiefällen bei Kindern auf mögliche toxische Quellen untersucht wurde. Vier Kinder der Gemeinde sind wahrscheinlich schon an den Folgen von Krebs gestorben. Von Saldern macht als Vertreter der Gemeinde der Stadt Hamburg zum Vorwurf, bei der Verwertung der Schlacke fahrlässig gehandelt zu haben. Es sei bereits in den 70er Jahren bekannt gewesen, daß bei der Müllverbrennung toxische Substanzen entstehen. Die besonders belasteten Filterstäube blieben noch bis 1980 in der Schlacke enthalten.

Sprecher der Hamburger Stadtreinigung und der Umweltbehörde erklärten, sich wegen des schwebenden Verfahrens nicht zur Sache äußern zu können. Die Klageschrift müsse zunächst gründlich geprüft werden. „Wir haben seinerzeit keinen Handlungsbedarf gesehen“, sagte Gerd Eich, Sprecher der Stadtreinigung, zu den vorangegangen Gesprächen zwischen den Hamburger Behörden und der Gemeinde Sittensen über eine Finanzierung der Sanierung. dpa