piwik no script img

NS-Verbrecher Brunner räumte Unterschlupf

Paris (afp) — Alois Brunner, wegen NS-Kriegsverbrechen international gesucht, hat angeblich seine bisherige Wohnung in Damaskus verlassen. Fast 30 Jahre soll er unbehelligt unter dem Decknamen Georg Fischer in Syrien gelebt haben. Nach den Informationen von Serge Klarsfeld, der als Spezialist für die Verfolgung von NS-Verbrechern gilt, sei Brunner zur Tarnung in einem Krankenwagen weggefahren.

Kurz darauf habe ein Mitglied des syrischen Geheimdienstes Brunners Unterschlupf bezogen. Der getarnte „Umzug“ fand nach Klarsfelds Angaben bereits am 15. Oktober statt.

Dies jedoch bestreiten die syrischen Behörden, die in der Vergangenheit immer wieder leugneten, daß sich der Gesuchte überhaupt in Syrien befinde. Brunner war ehemaliger Sekretär Adolf Eichmanns und einer der härtesten Verfechter der „Endlösung“ im Dritten Reich. Auslieferungsgesuche, die sowohl Deutschland, Österreich wie Frankreich an Damaskus richteten, blieben unbeantwortet. Zuletzt hatte sich Untersuchungsrichter Jean-Pierre Getti, der für den Fall in Frankreich zuständig ist, im Juni dieses Jahres mit einem Rechtshilfeersuchen an den syrischen Staat gewandt. Auch diese Initiative blieb jedoch unbeantwortet. Klarsfeld schloß am Freitag nicht aus, daß die organisierte Flucht Brunners aus Damaskus mit einem Positionswandel Syriens verbunden sei. Möglicherweise habe sich die syrische Führung zur Preisgabe des NS-Verbrechers entschlossen, wolle dies jedoch nicht in Damaskus tun, um das Gesicht zu wahren. Der Druck des Westens auf Syrien hatte in den letzten Monaten zugenommen. Einerseits hatte der US-Kongreß im Frühjahr eine entsprechende Resolution angenommen. Andererseits erwägen Frankreich und Deutschland eine gemeinsame Initiative, damit der NS-Verbrecher vor Gericht gestellt werden kann. Mehrere andere Länder haben sich für den Ausschluß Syriens aus der internationalen Polizeiorganisation Interpol ausgesprochen, falls Damaskus auf seiner bisherigen Haltung verharrt.

Unterdessen wurde die deutsch- französische Journalistin Beate Klarsfeld am Samstag bei einer Protestaktion vor dem Innenministerium in Damaskus festgenommen. Auch sie hatte die Auslieferung Brunners gefordert.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen