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Rektor Fink teilt sich Arbeit

■ Erster Prorektor Zschunke und Heinrich Fink stehen an der Spitze der Humboldt-Universität/ Jüngste 'Spiegel‘-Vorwürfe: »Nichts Neues«

Berlin. Der wegen »Stasi-Mitarbeit« fristlos entlassene Rektor der Berliner Humboldt-Universität, Heinrich Fink, ist weiter im Amt und teilt sich die Arbeit mit dem ersten Prorektor Adolf Zschunke. Das berichtete gestern die Pressestelle der Humboldt- Uni auf Anfrage. Der Artikel über Fink in der jüngsten Ausgabe des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel‘ gebe die von der Gauck-Behörde vorletzte Woche öffentlich mitgeteilten Erkenntnisse wieder und enthalte »nichts Neues«, sagte eine Sprecherin der Hochschule.

»Ein Theologe, der sich als Informeller Mitarbeiter mit der Stasi eingelassen hat, darf nicht an der Spitze einer demokratischen Universität stehen«, meinte Diethard Schütze, stellvertretender Vorsitzender der Berliner CDU-Fraktion. Die Veröffentlichung im 'Spiegel‘ bestätige »eindrucksvoll«, daß die Kündigung Finks durch Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) »die einzige Chance für einen moralischen Neubeginn der Humboldt-Universität« sei, heißt es in einer Mitteilung. Schütze nannte das Verbleiben Finks ein »verbissenes Aufbäumen der DDR-Altlasten«.

»Erhebliche Zweifel« an der Stichhaltigkeit des Vorwurfs der Stasi-Mitarbeit gegen Fink äußerten hingegen acht namhafte Professoren der Freien Universität Berlin. »Von einem sicheren Beweis kann keine Rede sein«, heißt es in der Stellungnahme. Die Entlassung »hat alle Merkmale obrigkeitsstaatlicher Willkür«, verletze die Würde des Beschuldigten und sei mit den Regeln ordentlichen Verwaltungshandelns unvereinbar. Die Erklärung ist unterzeichnet von den Geisteswissenschaftlern Margherita von Brentano, Klaus Holzkamp, Ossip Flechtheim, Klaus Heinrich, Wolf-Dieter Narr, Michael Theunissen, Ernst Tugendhat und Uwe Wesel.

Der Studentenrat der Humboldt- Universität hat unterdessen für morgen, 20 Uhr, zu einer Veranstaltung über die Stasi-Strukturen an DDR- Universitäten und Hochschulen eingeladen. Zu Wort kommen werden Vertreter des ehemaligen Berliner Bürgerkomitees zur Auflösung der Staatssicherheit. dpa/taz

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