: Wird bei Schockemöhle immer noch gebarrt?
■ Aktuelle Filmaufnahmen sollen belegen, daß im Stall Schockemöhle auch nach dem Verbot weiter gebarrt wird
Berlin/Hamburg (taz/dpa) — Der Skandal um das Barren von Springpferden im Stall von Paul Schockemöhle ist gerade ein Jahr alt, und schon droht eine Fortsetzung. Das Stern TV wird heute abend in seiner Sendung (22.15 Uhr) auf RTL plus neue Aufnahmen zeigen, die beweisen sollen, daß unter Schockemöhles Mitarbeitern trotz eines Verbotes der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) weiter gebarrt werde. Die Bilder, die auch das Hamburger Magazin 'Stern‘ in seiner Donnerstag- Ausgabe veröffentlichen will, wurden zwei Tage vor Schockemöhles PSI-Pferdeauktion am 1. Dezember in einer Reithalle im niedersächsischen Ankum mit einer Spezialkamera aufgenommen.
Die Videobilder — so das Haus in einer Vorabmitteilung — zeigen zum einen, wie ein Mitarbeiter von Schockemöhle vor einem flachen Hindernis kauert. Immer dann, wenn ein Pferd zum Sprung ansetzt, läßt er eine rot-weiße Hindernisstange wie eine Schranke hochklappen, so daß sie gegen die Beine des Pferdes schlägt. Andere Aufnahmen zeigen einen Schockemöhle-Mitarbeiter, wie er mit einem armdicken Knüppel hinter einem Hindernis lauert und den Pferden beim Sprung ebenfalls gegen die Fesseln schlägt.
Das Barren hatte im vergangenen Jahr zum bisher größten Skandal im deutschen Reitsport geführt. Nachdem im Juli 1990 in Bildern gezeigt wurde, wie Schockemöhle selbst Pferde barrte, damit sie für ein Verkaufsvideo zur PSI-Auktion höher springen, hatte das Präsidium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung nach langem Hin und Her das Barren generell verboten.
Erlaubt ist seither nur eine „Touchierstange“ als Ausbildungshilfe. Diese jedoch darf höchstens drei Meter lang sein, rund, aus elastischem Bambus oder Glasfiber und nicht mehr als 800 Gramm wiegen. „Mithin ist das, was auf dem jüngsten Video aus Ankum zu sehen ist, ein klarer Verstoß gegen den FN- Präsidiumsbeschluß“, schreibt nun der 'Stern‘.
Von dem Hamburger Magazin befragt, ob es zutreffe, daß Mitarbeiter von ihm zwei Tage vor der letzten PSI-Auktion Pferde mit Knüppeln und Holzstangen gebarrt hätten, teilte Deutschlands erfolgreichster Springreiter und Pferdehändler schriftlich mit: „Ich war beim Training nicht anwesend. Auf Rückfrage bestätigten mir meine Mitarbeiter, nur erlaubte Trainingsmethoden angewandt zu haben.“
Der Skandal vor einem Jahr, der ebenfalls vom 'Stern‘ und Stern-TV veröffentlicht wurde, hatte Paul Schockemöhle gezwungen, seinen Stall vorübergehend an einen Freund zu verkaufen. Nach dessen baldigem Tod jedoch übernahm der wohl mächtigste Mann der Reitpferdewelt seinen Stall wieder persönlich. Innerhalb kürzester Zeit wurde er sowohl von den Medien als auch vom Deutschen Reiterlichen Verband (FN) wieder rehabilitiert. Als Grund dafür hält ein von der FN in Auftrag gegebenes Gutachten her, in dem Barren als „Ausbildungsmethode“ nicht grundsätzlich verworfen, jedoch streng reglementiert wurde. Mit den oben genannten Mitteln dürfen jedoch ausschließlich Bundestrainer, Landestrainer, Assistenztrainer und Reiter der Klasse eins „ausbilden“ — doch daran mangelt es nicht im Stall Schockemöhle: Fast die gesamte deutsche Reiterelite steht bei ihm unter Vertrag. Welcher seiner Mitarbeiter erwischt wurde, war gestern noch unbekannt. miß
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