: Armee greift Osijek erneut an
■ Jugoslawiens Armee setzt Räumung ihrer Kasernen in Kroatien fort/ Waffenstillstand in Dubrovnik
Zagreb (ap) — Nach einem Tag relativer Ruhe hat die Armee Osijek am Dienstag wieder unter Beschuß genommen. Nach Angaben der kroatischen Behörden hat die Artillerie die Hauptstadt des (kroatischen) Ostslawonien von 8.30 Uhr an einem vehementen Granatfeuer ausgesetzt. Seit dem Fall der Donaustadt Vukovar Mitte November, der der Bundesarmee die Kontrolle eines breiten Gebietsstreifens in Kroatien verschafft hat, ist der Angriff auf Osijek massiv verstärkt worden.
Zu weiteren militärischen Auseinandersetzungen kam es am Dienstag morgen bei Nova Gradiska rund 150 Kilometer östlich von Zagreb, ebenso in den Ortschaften Novska und Lipik, die wie Nova Gradiska an der Autobahn Belgrad-Zagreb liegen.
Der am Samstag geschlossene Waffenstillstand für Dubrovnik wurde nach Angaben aus Belgrad hingegen eingehalten. In Zagreb standen rund 300 mit militärischer Ausrüstung beladene Fahrzeuge der Bundesarmee zur Abfahrt bereit. Die Bundesarmee erfüllt damit ihren Teil eines Abkommens mit Kroatien, laut dem sie ihre Kasernen und andere Einrichtungen in den nichtumkämpften Gebieten der Republik räumen muß. Die Kaserne am Zagreber Flughafen, die das Militär am Montag geräumt hatte, sollte am Dienstag den kroatischen Behörden übergeben werden. Letzte Vorbereitungen wurden außerdem getroffen für den Austausch von 1.600 Kriegsgefangenen — 550 Kroaten und 1.050 Angehörigen der Bundesarmee, der unter Aufsicht des Internationalen Roten Kreuzes vonstatten gehen soll.
Aus UNO-Kreisen verlautete inzwischen, die Konfliktparteien hätten sich inzwischen grundsätzlich darüber geeinigt, daß die UNO-Friedenstruppen in den Hauptkampfgebieten zum Einsatz kommen sollen und nicht entlang der Fronten, wie von Serbien gewünscht, oder entlang der Republikgrenzen, wie von Kroatien gefordert, stationiert werden sollen. Der UN-Sonderbeauftragte Cyrus Vance, der gestern nach einem einwöchigen Besuch in Jugoslawien wieder in New York eintraf, schloß allerdings einen Einsatz von Blauhelmen aus, solange keine Waffenruhe herrsche.
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