: Benefizkonzert für das Gut Kreisau
■ Die »Stiftung Kreisau für europäische Verständigung« errichtet auf dem polnischen Gut des 1945 hingerichteten Helmuth James von Moltke eine internationale Jugendbegegnungsstätte
Berlin. Im Kammermusiksaal des Schauspielhauses findet am 17. Dezember ein ganz besonderes deutsch- polnisches Konzert statt. Veronica Jochum von Moltke (Klavier) wird mit der polnischen Cellistin Cecylia Barzyk für den Wiederaufbau des Gutes Kreisau im heutigen polnischen Krzyzowa Musik von Beethoven und Chopin spielen. Veranstaltet wird das Konzert unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters Diepgen von der Kreisau Initiative Berlin e.V. Nach dem Konzert werden der Kultursenator Ulrich Roloff-Momin und die Mitinitiatoren des Wiederaufbaus, Ewa Unger aus Polen und Wolfgang Ullmann, Bundestagsabgeordneter des Bündnis 90, über die historische und aktuelle Bedeutung Kreisaus sprechen.
Der Erlös dieses Konzerts geht an die polnische „Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung“. Sie hat vor zwei Jahren das ehemalige Herrenhaus von Helmuth James von Moltke in Kreisau, etwa 60 Kilometer südwestlich von Wroclaw (Breslau), gekauft. Ein Gut, das weit über die Grenzen von Deutschland und Polen berühmt geworden ist. Denn hier traf sich während des Zweiten Weltkrieges die Widerstandsgruppe um Graf Moltke, die später „Kreisauer Kreis“ genannt wurde. Mitten im Krieg, 1942, entwarf die Gruppe eine europäische Neuordnung auf der Grundlage des friedlichen und von gegenseitiger, auch religiöser Toleranz geprägten Zusammenlebens der Völker. Im Januar 1945 richteten die Nationalsozialisten Graf Moltke in Berlin hin. Nach dem Krieg verstaatlichte die polnische Regierung das weitläufige Anwesen, in die Wirtschaftsgebäude zog ein staatliches Landwirtschaftskombinat ein. Das Schloß zerfiel. Die Witwe Freya von Moltke emigrierte in die USA. Sie ist heute die Ehrenvorsitzende der Stiftung. Die Pianistin Veronica ist eine Nichte Helmuth James von Moltke.
Dem vor drei Wochen nach Berlin berufenen neuen Botschafter der polnischen Regierung, Jerzy Sulek, war es gestern, wie er sagte, eine „besondere Freude“, in seiner Antrittspressekonferenz die Arbeit der Stiftung vorzustellen. Bereits im November 1989 nahmen der polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und Bundeskanzler Kohl in Kreisau an einer Versöhnungsmesse teil, und in einer Erklärung wurde vereinbart, daß in Kreisau eine Gedenkstätte für den deutschen Widerstand eingerichtet werden soll.
Eine Gedenkstätte alleine war den Initiatoren der Stiftung, dem Breslauer Klub der Katholischen Intelligenz (KIK), der Aktion Sühnezeichen Ost, und den Evangelischen Christen in Ost-Berlin zu wenig. Sie wollten im Sinne der ganzheitlichen Lebensauffassung des Kreisauer Kreises eine Internationale Jugendbegegnungsstätte und ein landwirtschaftliches Mustergut auf ökologischer Basis einrichten und erhielten dafür das 4,5 Hektar große Gut von der polnischen Regierung zu einem symbolischen Preis. Seit Sommer 1990 finden auf dem Gelände bereits internationale Jugendtreffen statt. Allerdings noch in Zelten, denn die 14 Gebäude, alle aus dem 18. Jahrhundert, müssen instand gesetzt werden. Ein Teil der Renovierungskosten soll über die sogenannte „Jumbo-Stiftung“, der „Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit“, zusammenkommen, ein anderer Teil über Spenden und solche Konzerte, wie es am nächsten Dienstag hier zu hören sein wird. aku
Benefizkonzert, 17.12. um 19.30 Uhr; Karten an der Abendkasse
(Tel. Ost-3191268); Spenden:
Postgiro Bln 517183 106,
BLZ 10010010)
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