Rotation der zweiten Riege

■ Wer Senatoren-Stellvertreter wird, und wer kein Pressesprecher werden wollte

Nachdem die erste Riege am Mittwoch auf der Senatsbank Platz genommen hat, interessiert sich schon keiner mehr für sie. Die schönsten Geschichten der furiosen Bremer Regierungsbildung sind inzwischen längst erzählt und weitererzählt, erst in zehn, 50 und 100 Jahren werden die Chronisten sie noch einmal zwischen die steifen Buchdeckel ihrer Bremensien stopfen.

Geschichten schreibt das Leben jetzt mit der zweiten Liga, den Senatoren- Stellvertretern, Staatsräte genannt. Wedemeier, Scherf und Lemke-Schulte hatten es am einfachsten: Sie blieben ihrem Staatsrat einfach treu. Und Kröning holte sich Vera Rüdigers alten Stellvertreter, Fritz Dopatka, in die Senatskommission für das Personalwesen. Auch Claus Jäger und Helga Trüpel ließen keinen Platz für Spekulatius. Sie waren noch gar nicht gewählt, da war in der Stadt schon rum, wer sie vertreten soll: Der alte Wirtschafts-Staatsrat Frank Haller den einen, der baden- württembergische Grüne Gerd Schwandner die andere. Auch Uwe Beckmeyer und Friedrich van Nispen begnügen sich vorerst mit den hinterlassenen Staatsräten Otger Kratzsch und Helmut Kauther — über Veränderungen wird in Ruhe nachgedacht.

Bleiben Ralf Fücks und Sabine Uhl. Letztere bekam Manfred Weichsel als Staatsrätin vorgesetzt. Soll der cholerische, verknöcherte Chauvi etwa auch für Frauenfragen zuständig sein? Die frischgebackene Frauensenatorin empörte sich gestern heftig über diese taz-Meldung, konnte aber nur sagen: „Warten Sie bitte ab“. Gestern mittag war die Leiterin der Gleichstellungsstelle, Ursula Kerstein, bei Klaus Wedemeier. Mit dem kann sie, wie frau weiß, gut.

Und Ralf Fücks? Er stellte gestern nachmittag seinen Stellvertreter der Behördenspitze vor: Uwe Lahl, Umweltdezernent in Bielefeld. Die beiden Grünen sind alte Bekannte: Als Lahl 1979 auf Platz zwei für die „Alternative Liste“ zur Bremer Bürgerschaftswahl gegen die „Bremer Grüne Liste“ (BGL) kandidierte, fand er auch die Unterstützung des damals gerade vom KBW geschiedenen Fücks. Die Bremer AL ging zwar mit knapp zwei Prozent unter, doch in Bielefeld stieg die „Bunte Liste“ kurz danach zum Koalitionspartner der SPD auf, der inzwischen parteilose Uwe Lahl wurde Umweltdezernent und ist inzwischen bundesweit als scharfer und kompetenter Streiter gegen illegale Giftmüllkippen und Dioxinverharmlosungen bekannt.

Fücks hatte noch einen Personalwunsch, und der ging übrigens nicht in Erfüllung. Sein früherer Wohngenosse Robert Bücking gab ihm eine Woche vor der Senatorenwahl einen Korb. Bücking, Vordenker und Demoredner vieler politischen Protestbewegungen seit Mitte der 70er Jahre sollte eigentlich — na was wohl — Pressesprecher des grünen Senators werden. Rosi Roland