Der Mann aus dem Eis

■ Ein Archäologe über die Bergung eines Steinzeitmenschen

Nicht die Wiener, Salzburger, Züricher oder Münchner — nein, ausgerechnet die Berliner, die mit den Bergen bekanntlich nicht viel am Hut haben, kamen am vergangenen Donnerstag in den Genuß einer einzigartigen Uraufführung: Ein Vortrag über den weit über 4.000 Jahre alten Mann im Eis, der im vergangenen September in einem Gletscher in den Ötztaler Alpen gefunden worden war.

Der Referent des Abends war kein Geringerer als der Innsbrucker Professor für Archäologie, Konrad Spindler, der die mumifizierte Leiche nach der Bergung im gerichtsmedizinischen Institut begutachtet hatte und nach dem ersten Blick sicher war, daß er keinen gewöhnlichen Gletschertoten vor sich hatte. Daß der von internationalen Medien und Wissenschaftlern heftig umlagerte Professor seinen ersten Vortrag über den sensationellen Fund, der bis auf weiteres auch der einzige bleiben wird, ausgerechnet vor Berliner Publikum hielt, war dem hiesigen Professor für Ur- und Frühgeschichte, Hänsel, zu verdanken. Dieser hatte Spindler eingeladen. Der Hörsaal im Mathematikgebäude der TU war mit über 700 Zuhörern bis auf den letzten Platz besetzt, als Spindler zu seinem anderthalbstündigen Diavortrag anhob, den er in drei Teile untergliedert hatte: Fund und Bergung der Leiche (eine echte österreichische Provinzposse), die Mumie selbst und die Ergebnisse der bisherigen Auswertung. So stammt der Eismann keineswegs, wie bislang angenommen, aus der Bronzezeit, sondern ist noch viel älter: Vermutlich lebte er Ende der Jungsteinzeit. plu

Ausführlicher Bericht am Montag auf der Seite »die Wahrheit«.