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Wirtschaftswachstum auf Kosten der Umwelt

■ Das US-amerikanische „World Resources Institut“ präsentiert in Fallstudien eine düstere Bilanz wirtschaftlichen Erfolgsstrebens in den Ländern der „Dritten Welt“

Washington (ips) — Das Wirtschaftswachstum in der „Dritten Welt“ wird mit teils erschreckend hohen Kosten für die Umwelt erkauft. Werden die Verluste an „natürlichem Kapital“ wie Böden und Wälder miteingerechnet, ergibt sich selbst in „erfolgreichen“ Ländern eine düstere Bilanz, warnte gestern das „World Resources Institute“ (WRI). In Fallstudien der drei Länder Costa Rica, Indonesien und Côte d'Ivoire hat das WRI erstmals versucht, die Kosten des Raubbaus an natürlichen Ressourcen in Entwicklungsländern zu beziffern. Allein die Bodenerosion als Folge des Abbrennens von tropischen Regenwäldern für die Landwirtschaft hat die potentielle Produktivkraft der untersuchten Länder um 25 bis 30 Prozent verringert, heißt es in dem Bericht.

Statt diese Folgen als Verluste zu registrieren, werden die Kosten der Landwirtschaftsprogramme positiv als Investitionen und Kapitalzuwachs verbucht. „Die Ressourcen werden als Geschenk betrachtet statt als Produktivkapital“, kritisierte WRI-Präsident James Speth.

Im Falle Costa Ricas, errechnete das WRI, betrugen die Verluste durch eine Zerstörung von Boden, Wäldern und Fischgründen von 1970 bis 1989 allein 4,1 Milliarden US- Dollar. Das in dieser Periode erzielte durchschnittliche Wirtschaftswachstum von 4,6 Prozent im Jahr hätte deshalb um bis zu zwei Prozent niedriger angesetzt werden müssen.

In Indonesien übersteigt der Rückgang an fruchtbaren Böden, Regenwäldern und Erdölreserven die Höhe der Kapitalinvestitionen. Offiziell verzeichnet das Land aber Wachstumsraten, die weit über dem Schnitt anderer Ländern liegen. So würden Milliardenverluste verschleiert, faßte der Koordinator der Studien, Robert Repetto zusammen.

Costa Rica läuft auch Gefahr, sich durch falsche Bodennutzung selbst das Rückgrat seiner Wirtschaft, die Exportproduktion von Kaffee oder Bananen zu zerstören. Während nur acht Prozent des Territoriums für Viehzucht geeignet seien, umfaßten die Weideflächen bereits 35 Prozent. Schon in fünf Jahren könnte das Land gezwungen sein, tropische Produkte zu importieren, so Repetto. Der costaricanische Minister für Naturressourcen, Energie und Bergbau, Hernan Bravo, zeigte sich beeindruckt und bezeichnete die Analyse als Beweis für das „falsche Gefühl von Sicherheit“, das wachstumsfördernde Maßnahmen bei politisch Verantwortlichen erzeugten.

Mit den Studien, die das WRI schon bald auch auf die größten lateinamerikanischen Länder sowie auf China, Indien, Thailand und die Philippinen ausdehnen wird, will das US-Institut einen Umdenkprozeß innerhalb der Vereinten Nationen fördern. Die von der UNO organisierte Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung im kommenden Juni in Rio de Janeiro wäre, so Speth und Repetto, der „ideale Schauplatz“, um mit den „Verzerrungen“ der Wirtschaftsbilanzen aufzuräumen. Lyng-Hou Ramirez

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