Knud Wollenberger war Stasi-Spitzel

■ Mann der Bundestagsabgeordneten Vera Wollenberger wurde unter dem Decknamen „Donald“ geführt

Berlin (taz) — Knud Wollenberger, Mitglied der früheren Ostberliner Friedensbewegung und Ehemann der Bundestagsabgeordneten Vera Wollenberger (Bündnis 90/Grüne), hat seine Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst als Inoffizieller Mitarbeiter eingestanden. Wollenberger, dänischer Staatsbürger und in der DDR aufgewachsen, wurde von 1984 an von der Abteilung XX der Berliner Bezirksverwaltung geführt. Er trug den Decknamen „Donald“. Er räumte seine IM-Tätigkeit ein, nachdem die in Berlin erscheinende Wochenzeitung 'die andere‘ in der vergangenen Woche einen Löschbefehl vom 11. Dezember 89 der früheren Berliner Bezirksverwaltung veröffentlichte. In diesem „Löschauftrag“ für Unterlagen über Inoffizielle Mitarbeiter wird Wollenberger neben 19 anderen als IM „Donald“ aufgeführt.

In ihrer gestrigen Ausgabe veröffentlichte die Zeitung der Bürgerrechtsbewegung neben einer Stellungnahme Vera Wollenbergers auch ein kurzes Statement ihres Ehegatten. Ohne darauf einzugehen, wie die Zusammenarbeit mit der Stasi konkret aussah, erklärte Wollenberger: „Ich hatte IM-Tätigkeiten abstreiten und verschweigen zu dürfen geglaubt, nicht nur aus dem platten Grund persönlicher Bequemlichkeit, sondern weil mir klar war, daß jede Art von Bekenntnis völlig Unschuldige in den Abgrund werfen mußte.“

Zuvor hatte Wollenberger seiner Frau Vera gegenüber die Stasi-Zuarbeit verschwiegen — auch nach einem Anruf, in dem ihm die Redaktion mitteilte, daß sie über entsprechende Unterlagen verfüge, bestritt er die Vorwürfe. „Er schwor bei unseren Kindern“, schreibt die frühere DDR-Oppositionelle Vera Wollenberger in ihrer persönlichen Erklärung. „Was ich in den letzten Tagen durchmachen mußte, wünsche ich keinem Menschen, nicht einmal meinem ärgsten Feind.“

Von den 19 anderen Inoffiziellen Mitarbeitern, die der Löschbefehl der Berliner Bezirksverwaltung mit Decknamen aufführt, konnten nach Angaben der 'anderen‘ fünf weitere entsprechende Personen zugeordnet werden. Angewiesen wurde mit dem Schreiben danach die Vernichtung der IM-Akten des früheren DDR- Ministerpräsidenten Lothar de Maizière („Czerny“), der Mitglieder der Ostberliner Friedensbewegung Helga und Wolfgang Wolf („Max“ und „Mutter“), des Philosophen an der Berliner Humboldt-Universität Arnold Schölzel („Andre Holzer“) und des früheren CDU-Spitzenkandidaten für das Amt des Ostberliner Bürgermeisters, Roland Jacob („Rudi“). Auf der Basis dieses Löschbefehls soll auch der sogenannte „Modrow-Befehl“ erstellt worden sein. Darin soll im Herbst 89 die Vernichtung der Akten von neun IM angeordnet worden sein, die der Staatssicherheit die wichtigsten zu sein schienen. Wolfgang Gast