Energiestoß live

■ »Die Skeptiker« und »Die Firma«, Heilig Abend und am zweiten Feiertag im Knaack-Klub

Wen schon seit Wochen die Tannennadelhonig-

kuchenpferd-Allergie

plagt und wer in stiller Heiliger Nacht so recht abkotzen könnte, für den fährt der Knaack-Klub ein gutes Programm.

Dort gastieren die »Skeptiker« und bieten mit ihrem Punk aus Berlin-Mitte einen Energiestoß live. An ihrer Musik fallen zuerst die beiden sehr unterschiedlichen Gitarristen auf, Lars Rudel und Jan Nysick. Während ersterer ein Szene-Gitarrist ist, der sich sein Handwerk weitgehend selbst beigebracht hat, kommt der andere von der Musikhochschule der DDR. Erstaunlich, welche Vielfalt beide mit Drei-Akkord-Schemata aus ihren Instrumenten herausholen und wie sich schnelle Tempi mit langsameren, weniger harten Themen abwechseln. Man hat das Gefühl, daß sich beide Musiker erstklassig ergänzen. Drummer Günter Spalda gefällt durch seine Präzision auch bei Höchstgeschwindigkeit. In den Texten bastelt Bandleader und Sänger Eugen Balanskat eine schöne, neue Unterweltlegende. Wer beim Pogen gern von der »Einsamkeit« der autonomen Identität träumt, wo man im »Straßenkampf« »gnadenlos« ausrastet, gejagt von »bezahlten Killern«, zumal sich »der Bulle deine Kugel fing«, der kommt voll auf seine Kosten. Denn: »Keine Frage, alle Tage ist die Welt ein Irrenhaus«.

Da Balanskat den Mut hat, deutsch zu texten, muß seine extrem variationsfähige Stimme die ach so hart daherholpernden Worte abfedern. Vom Aufbau der Songs kann man sich an die verklungenen Fehlfarben oder an Extrabreit erinnert fühlen. Nur daß jene mit mehr Witz und weniger martialischem Ernst arbeiteten. Gradheraus, ein bißchen naiv, mit voller Wucht ins Publikum getrotzt, daß ist die Attitüde der Gruppe. Wem die Skeptiker noch nicht gereicht haben, der kann am zweiten Feiertag das Fest mit der düsteren, etwas psychedelischen Musik der Gruppe »Die Firma« ausklingen lassen. Die 1983 in der DDR gegründete Punk-Combo mischt in ihrer Musik Härte mit einer versteckten, melancholischen Melodiosität. Die Firma hatte im DDR-System weniger Glück als die Skeptiker, daher kam erst 1990 eine Platte von ihnen heraus. Es wäre falsch, deshalb auf ein geringeres handwerkliches Können zu schließen. Konstantin Breyer

Die Skeptiker: am 24. 12. im Knaack-Klub, Greifswalder Straße 224, Einlaß um 22 Uhr. Die Firma: am 26. 12., same time, same place.