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Den Bären vom Leib halten

■ Die Brandenburger spielen weiter auf Zeit

Außer Prüfaufträgen nichts gewesen, kann man das Fazit des Gipfeltreffens Berlin meets Brandenburg ziehen. Der grundsätzlichen Zutimmung zu einem gemeinsamen Land Brandenburg-Berlin haben sich die Potsdamer erneut entzogen. Und mit den Prüfaufträgen wird nur diplomatisch-notdürftig verdeckt, daß die Gräben weiterhin unüberbrückbar tief sind. Jetzt wird erst mal eine Heerschar von Beamten angesetzt, um Probleme kleinzuarbeiten. Einem Zusammenschluß wird man allerdings damit keinen Schritt näherkommen, solange der politische Wille in Potsdam fehlt. Berlin drängt, und die Brandenburger blocken ab — an diesem Szenario wird sich so bald nichts ändern. Die Brandenburger können es sich allerdings erlauben, auf Zeit zu spielen, weil diese für sie läuft. Sie profitieren auf jeden Fall. Bereits jetzt siedeln sich immer mehr Unternehmen im billigen Umland von Berlin an. Brandenburgs Ministerpräsident Stolpe (SPD) weiß genau, daß sein Land bei einer Vereinigung von dem auch einwohnerstärkeren Berlin untergebuttert wird. Das vorwiegend ländlich strukturierte Brandenburg hat — wie bereits zu preußischen Zeiten — der Metropole wenig entgegenzusetzen. Je länger man sich also den Berliner Bären vom Leib hält, desto besser für eine eigenständige Entwicklung. Der Berliner Senat, einig wie selten in einer Frage, hat das längst erkannt. Es mangelt deshalb nicht an großzügigen Angeboten — die von der Brandenburger Ampelkoalition freilich alle nur als vergiftete Köder betrachtet werden. Ein politisches Kalkül kommt hinzu. Der Brandenburger Landesvater Stolpe weiß, daß seine Chancen, auch Ministerpräsident eines vereinigten Landes zu werden, um so besser werden, je länger sich sein Volk an den Potsdamer König gewöhnt hat. Berlin wird sich etwas Neues überlegen müssen, damit sein Werben Erfolg zeigt. Beantwortet werden müßte dann aber auch, was die Brandenburger von einer Vereinigung wirklich hätten. Doch hierzu ist aus dem Roten Rathaus wenig zu hören. Gerd Nowakowski

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