Lang, stark, schnell

■ Zum 13. Mal: Internationales Volleyball-Nationen-Turnier der Frauen

Nun läuft es also wieder, das alljährliche Volleyball-Nationen- Turnier der Frauen in der Stadthalle. Und da es das 13. ist, startete es mit einer Panne. Anstatt sechs Teams konnten die über 4.000 BesucherInnen nur fünf beklatschen. Das angekündigte „All-Star-Team“ aus der Türkei, eine internationale Auswahl der türkischen Liga, hatte kurzfristig abgesagt. Da im vorhinein ohnehin leise Kritik am diesjährigen Teilnehmerinnenfeld aufkam, immerhin fehlen asiatische oder südamerikanische Frauschaften, gab es viele Freikarten für den ersten Tag. Die Stimmung in der Halle war prächtig, und wie in jedem Jahr schlug sich das Publikum in den entscheidenden Phasen immer auf die Seite der vermeintlich Schwächeren.

Im Eröffnungsspiel kam es zu einer Premiere, die eigentlich keine war. Da spielte nämlich die Auswahl der „Russischen Föderativen Republik“ gegen Rumänien, im turnierinternen Gebrauch „Russische Föderation“ genannt. Diese Auswahl spielte vor Jahren als Vereins-Team aus Swerdlowsk, dann als Nationalformation der UdSSR und jetzt als Vertretung Russlands. Doch daß Namen auch im Sport Schall und Rauch sind, bewiesen die Olympiasiegerinnen, Europa- und Weltmeisterinnen eindrucksvoll. Souverän und zum Schluß mit einer reinen Juniorinnen-Frauschaft besiegten sie Rumänien 3:1. Der Satzverlust war zu verschmerzen, schließlich mußten sich die 16- bis 20jährigen erst einmal zurechtfinden.

Der mit Spannung erwartete Auftritt des deutschen Teams geriet positiver als befürchtet. Gegen die Weltcup-Siegerinnen aus Kuba gelang ihnen ein Satzerfolg. Die zwar fast über die gesamte Spielzeit ohne ihre Starangreiferin Mireya Luis Agierenden mußten ihr Spielsystem vereinfachen, um den 3:1-Erfolg zu sichern. Immer wieder wurden sie von der flexiblen deutschen Abwehr überrascht. Die Folge: Trainer Vento befahl seinen 1,90-Meter- Hauptangreiferinnen, ihre körperliche Überlegenheit einzusetzen. Da waren dann auch die Ex- DDR-Akteurin Ariane Radfan oder die Zuspielerin Beate Bühler machtlos.

Gestern kam es dann zum ersten Aufeinandertreffen der Turnierfavoritinnen aus Kuba und der Russischen Föderation. Die aussschließlich im tie-break durchgeführte Begegnung — diese ist eine Besonderheit des Bremer Turniers, um das Fehlen der Türkinnen zu kompensieren — stand auf technisch hohem Niveau. Für die 1.300 ZuschauerInnen war der Spielverlauf ideal. Nach 22 Minuten stand es zwar 2:0 für die Kubanerinnen, aber weitere 19 Minuten später hieß es 2:2 unentschieden. Den spannenden 5. Satz entschieden die angriffsstarken Russinnen um Valentina Ogienko knapp mit 15:13 für sich. Trainer Nicolai Karpol schrie seine Spielerinnen wie gewohnt an, aber zufrieden war er hinterher doch. Launig gab er zu, das läge am harten Sprungkrafttraining im Schnee. Übrigens: Sollte der russische Volleyball-Verband kein Geld haben, das Team nach Barcelona zu schicken, will er die Kosten aus eigener Tasche decken. Zum Vergleich: Ex-Staatspräsident Gorbatschow's Gehalt beträgt zur Zeit 300 Mark. Mins Minssen