: Hubschrauberlandeplatz neben der Charité
■ Große Zukunft für das Regierungsviertel: 2.500 Tiefgaragenplätze, 50 Busparkplätze und kein Zugang mehr zur Spree
Berlin. Große Pläne werden im Bonner Bauministerium geschmiedet, um die Gegend um den Reichstag zum Regierungsviertel auszubauen: Am Humboldthafen soll ein zentraler Landeplatz für Hubschrauber angelegt werden, der für die Mitglieder des Bundestages und der Bundesregierung benötigt wird. In Frage kommen Flächen entweder am Kapelleufer oder am Washingtonplatz. Direkt daneben liegen die Charité und die geplanten 1.200 Wohnungen des Moabiter Werders. Der Platz soll so groß sein, daß drei Hubschrauber gleichzeitig starten oder landen können, erläuterte Wolfgang Neusüß, der Leiter der Arbeitsgruppe Hauptstadtangelegenheiten im Bundesbauministerium. Für den Bundeskanzler wird es ohnehin einen eigenen Hubschrauberlandeplatz am Kanzleramt geben. Auch die Zahl der Stellplätze, die sich Bonn im künftigen Regierungsviertel vorstellt, ist beachtlich. Am Rhein stehen allein für den Bundestag und seine Mitarbeiter 2.500 Stellplätze zur Verfügung, fast noch einmal so viele sind es für die Mitarbeiter der Bundesregierung. Ebensoviele Tiefgaragenplätze würden dann am Reichstag gebraucht. Man müsse jedoch vorher klären, ob in einer Großstadt wie Berlin soviel Verkehr überhaupt bewältigt werden kann, sagte Neusüß. Da sei der Senat mit einem Konzept gefordert. »Es hat keinen Sinn, Stellplätze anzulegen, wenn die Straßen drumherum ständig verstopft sind«, meinte Neusüß. Man bestehe auf Gleichbehandlung. »Es geht nicht, daß die Mitarbeiter von Daimler Benz mit dem Mercedes zur Arbeit kommen und die Angestellten der Ministerien müssen U-Bahn fahren.« Ob sich dann allerdings, wie vom Senat geplant, Autofahrer und U-Bahn-Benutzer in der Innenstadt im Verhältnis 20 zu 80 splitten, darf man bezweifeln.
In Reichstagsnähe soll es außerdem einen Busparkplatz für Besucher geben, auf dem 50 Busse gleichzeitig parken können. Der Fuß- und Radweg entlang der Spree soll nur am nördlichen Ufer bestehen bleiben, nicht jedoch am südlichen Ufer, wo der Reichstag liegt. »Unsere Sicherheitsbedürfnisse müssen auch berücksichtigt werden«, sagt Neusüß. Mit dem Senat sei man sich da jedoch noch nicht einig. Entschieden werde das in dem geplanten städtebaulichen Ideenwettbewerb für das Regierungsviertel. Bereits vor einigen Wochen hatte die Bundesregierung gefordert, das Bellevueufer am Schloß Bellevue aus Sicherheitsgründen für Fußgänger und Radfahrer zu sperren. Wenn auch noch das Kronprinzen- und das Reichstagsufer gesperrt würden, wäre fast die ganze Strecke entlang des Tiergartens für »Normalberliner« unzugänglich. »Die Berliner wollten schließlich Hauptstadt sein, mit solchen Einschränkungen muß man da rechnen«, bemerkte Neusüß. Er bekräftigte, daß das Bundesbauministerium den vom Senat favorisierten Zentralbahnhof an der Lehrter Straße ablehnt. »So ein Bahnhof zieht noch weiteren Autoverkehr an, schon weil sich in seiner Nähe Investoren ansiedeln werden«, sagte er.
Der zuständige Ministerialdirigent im Bundesverkehrsministerium, Kraft, erklärte hingegen, man prüfe derzeit, ob man einen Zentralbahnhof mit Tunnel oder lieber das sogenannte »Ringkonzept« wolle, bei dem mehrere Bahnhöfe am S-Bahn-Ring ausgebaut werden. Es sei fraglich, ob zehn Tunnel nebeneinander am Reichstag sinnvoll seien. Das koste immerhin sehr viel Geld, andererseits müßten auch die Reichsbahn und die S-Bahn in Berlin instandgesetzt werden. »Wir würden gerne wissen, wie und wann der Senat die Ringbahn instandsetzt, aber man bekommt von drei Senatoren drei verschiedene Termine genannt«, sagte Kraft. Eva Schweitzer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen