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Come together

■ „Die Löwen der Alhambra“, Sechsteiler im ZDF

Wenn dann tatsächlich ein bißchen Ausländerfeindlichkeit abgebaut werden kann, wenn den Leuten vermittels einer Fernsehserie bewußt gemacht werden kann, daß die Wiege unserer Kultur halt in Afrika stand und daß es die Araber waren, die einst Kunst und Wissenschaft nach Europa brachten und zwar mit jenem toleranten Islam, dem zu jener Zeit jeder Fundamentalismus unbekannt war, wenn sichtbar gemacht werden kann, daß Kultur immer ein multifaktorielles Ergebnis ist — ja dann soll mir sogar ein langweiliger Historienschinken recht sein.

Die Serie heißt Die Löwen der Alhambra. Ach Gott, wem fällt da nicht sofort Granadas unfaßbare Architektur ein, diese überirdischen Perspektiven, das große Fressen für die Kameras. Und dann ist da noch der Löwe, das Synonym für Großartigkeit und Edelmut. Also ein All-Erwartungswecker. Dieses Prachtspektakel muß die Millionen vieler Fernsehanstalten vernascht haben. Also am Neujahrsnachmittag vor die Glotze; zwecks löwenmäßigen Hingerissenseins. Arabische Schauspieler allerdings scheint es in europäischen Agenturen nicht zu geben (Es muß ja nicht Omar Sharif sein). Der Blick nach Paris mit seinen vielen Maghrebproduktionen — er schien den Alhambristen ganz dicke verstellt. Die quälende Mühe, die sich Autor, Regisseur und Schauspieler machten, war beim besten Willen nicht zu übersehen. Auch Dunkelauge Horst Buchholz gab keinen überzeugenden Löwen ab. Kurz: Auf einen glutvollen Prinzen warteten Prinzesinnen, Hofdamen, ja selbst Frösche vergebens. Dagegen waren Pferde aus feinsten Gestüten herdenweise versammelt.

Das Drehbuch selbst war sichtlich ein Konglomerat vieler Exzerpte aus den einfacheren Geschichtsbüchern für die Unterstufe. Hineingequetscht wurde gegen Ende des ersten Teils noch eine teils tränentreibende, teils bedrohliche Romeo-und-Julia-Geschichte. Doch weder Gold noch Glanz, noch die Anklänge an die guten alten „Sketches of Spain“ konnten die auseinanderstrebenden Kiefer zusammenhalten. Wollen hoffen, daß die weiteren Folgen sich spannender und damit wirksamer gegen deutsche Ausländerfeindlichkeit erweisen. Auch wenn solche Wirkung nicht in der Absicht der Produzenten lag — umso besser. In diesem Sinne: come together. Doritt Cadura-Saf

Weitere Folgen: heute, am Sonntag und am Montag.

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