: Preise in der GUS ziehen weiter an
Moskau/Eriwan/Kiew (dpa) — Durchschnittliche Preissteigerungen um das Drei- bis Fünffache werden aus allen Teilen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) gemeldet, die letzte Woche als Teil der Wirtschaftsreform die Preise freigegeben haben. Dies sind die Republiken Rußland, Weißrußland, die Ukraine, Moldawien, Aserbaidschan und Armenien.
Kasachstan will mit der Preisliberalisierung am Montag beginnen. Die anderen zentralasiatischen Republiken Turkmenistan, Kirgisien, Usbekistan und Tadschikistan werden in den nächsten Tagen darüber entscheiden.
Im Zusammenhang mit der Freigabe der Preise in Armenien hat das Parlament dieser Republik die Regierung beauftragt, binnen zwei Wochen wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz des Marktes und zur sozialen Absicherung der Bevölkerung zu ergreifen. Dazu gehören die Anhebung des Mindestlohns, die Schaffung eines Zolls und die Besteuerung des Handels. Grundnahrungsmittel wie Milchprodukte, Kindernahrung und Arzneimittel bleiben in Armenien unter staatlicher Kontrolle und sollen maximal um das Vierfache teurer werden.
Aus Kirgisien, wo die Preise offiziell noch nicht freigegeben sind, meldete die Nachrichtenagentur 'RIA‘ trotzdem erhebliche Preissteigerungen. Die Regierung dieser Republik versuchte am Samstag per Dekret, die Preise für Kohle, Öl, Gas, Energie sowie für Grundnahrungsmittel stabil zu halten. Gleichzeitig beschloß sie als soziale Schutzmaßnahme, Mindestlohn und Mindestrente auf 350 Rubel heraufzusetzen. Usbekistan bereitet die Ausgabe von Bezugsscheinen für eine Übergangszeit als Schutzmaßnahme gegen die Preissteigerungen in den anderen Republiken vor.
Zu den Preissteigerungen gab es allerdings auch einige gegenläufige Entwicklungen. In den Städten Archangelsk und Rostow am Don blieben die Preise auf den freien Märkten gleich, in Nowosibirsk fielen die Marktpreise sogar unter die in den staatlichen Läden. In Kiew und anderen Städten der Ukraine hatten zahlreiche Betriebe am Wochenende mit Warnstreiks auf die Liberalisierung der Preise reagiert.
In Moskau nahm am Samstag ein Antikrisenausschuß des russischen Parlaments die Arbeit auf. Er soll, wie die Nachrichtenagentur 'RIA‘ meldete, den Gang der Wirtschaftsreform überwachen und notfalls eine auf einzelne Regionen abgestimmte Politik formulieren und der russischen Regierung vorschlagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen