Endgültiger Abschied vom Jäger90?

■ Die Hardthöhe reagiert auf das Ende des kalten Krieges/ Insgesamt sollen 30 Milliarden Mark im Verteidigungsetat eingespart werden/ Der Jäger90 stürzt vermutlich aus Kostengründen ab

Bonn (dpa/taz) — Die Bundeswehr wird das umstrittene Jagdflugzeug90 wegen der hohen Kosten aller Voraussicht nach nicht anschaffen können. Das will am Sonntag die Deutsche Presse-Agentur aus sogenannten „Hardthöhen-Kreisen“ im Zusammenhang mit den Überlegungen für die Neustrukturierung der Streitkräfte erfahren haben.

Die rund 25 Milliarden Mark für die Beschaffung der Maschinen würden „jeden Verteidigungsetat der Zukunft sprengen“. Die Italiener und Spanier, die an dem Bauprogramm beteiligt sind, hätten bereits Rücktrittsabsichten signalisiert.

Die bevorstehende Truppenreduzierung auf 370.000 Mann muß nach Auffassung von Generalinspekteur Klaus Naumann für einen „völligen Neubau der Armee“ genutzt werden. Im Deutschlandfunk kündigte Naumann die Streichung von Rüstungsprojekten an, auf die wegen des Wegfalls der Konfrontation in Mitteleuropa nun verzichtet werden könne.

Naumann forderte die Politiker auf, bald einen Konsens über den Einsatz von Bundeswehrsoldaten außerhalb des Nato-Gebietes im Rahmen der Vereinten Nationen herbeizuführen. Deutschland müsse als UN-Mitglied auch Pflichten übernehmen.

Im Rahmen der Neustrukturierung der Bundeswehr werden beispielsweise von den künftigen 28 Brigaden des Heeres nur noch sieben jederzeit einsatzbereit sein. Das Heer wird in Zukunft 255.400, die Luftwaffe 82.400 und die Marine 32.200 Mann umfassen.

In der langfristigen Rüstungsplanung wurden bei den bisherigen Beratungen der militärischen und politischen Spitze der Hardthöhe Projekte im Werte von 30 Milliarden Mark als nicht finanzierbar und überflüssig angesehen. Die Führung der Bundeswehr habe, so Generalinspekteur Naumann, dabei versucht, die Situation konzeptionell zu erfassen, die sich durch den Zerfall der Sowjetunion ergebe.

So soll neben dem Jagdflugzeug90 auch der Höhenaufklärer „Lapas“ (2,5 Milliarden Mark) vor dem Absturz stehen. Er war für den Einsatz an der Elbgrenze zum inzwischen aufgelösten Warschauer Pakt vorgesehen. Den Streichungen fällt auch die Nachtkampffähigkeit für den Panzerabwehrhubschrauber 1 zum Opfer. Außerdem wird der Leopard-Panzer III nun doch nicht angeschafft, und von den rund 2.000 Leopard-Panzern II werden nur 700 im Kampfwert gesteigert.

Aus dem Programm genommen wurde auch die Panzerabwehrrakete Pars 3. Schließlich soll die Anschaffung des deutsch-französischen Panzerabwehrhubschraubers 2 erheblich gestreckt werden.

Ende Februar will sich das Bundeskabinett im Verteidigungsministerium über die Reform der Bundeswehr informieren lassen. Die Entscheidung über den Bau des Jäger90 soll im Sommer fallen.