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Lieber Beck's als Leerstand

■ Wird das „Deutsche Haus“ für weniger als 2 Millionen verschleudert?

Foto: Christoph Holzapfel

Noch nicht einmal zwei Millionen Mark (die Rede ist von 1,5 bis 1,8 Millionen) wird es die Bremer Landesbank kosten, ein Herzstück am Bremer Marktplatz zu kaufen. Das zumindest wird aus Behörden-und SPD-Kreisen kolportiert, seitdem Finanz-und Baudeputation Anfang Dezember beschlossen haben, das „Deutsche Haus“ zu veräußern. In der detaillierten Vorlage des Finanzsenators ist der Preis jedoch mit 2,3 Millionen angegeben. An dieser Summe werde auch festgehalten, betonte Jürgen Hartwig, Sprecher der Finanzbehörde, gestern auf Nachfrage.

Das denkmalgeschützte Haus soll verkauft werden, um die „dringend sinnvolle, wirtschaftliche Nutzung“ (Hartwig) zu ermöglichen. Die „Nordwestdeutsche Vermögens-und Verwaltungsgesellschaft“ (NVVG, eine Tochter der Bremer Landesbank) wird die beiden unteren Etagen langfristig (über 25 Jahre) an die Brauerei Beck & Co verpachten. In den oberen Etagen sollen Büroräume entstehen — lukrativ zu vermieten, versteht sich.

Bis dahin muß allerdings noch kräftig investiert werden: Fünf Mio von der Vermögensgesellschaft in den Umbau, zwei Mio von Beck in den Ausbau zeitgemäßer Gastronomie. Bremen hätte diese Investitionen nicht aufbringen können. Mit der Landesbank und Beck sei eine „bremische Lösung“ zur Erhaltung des Hauses gefunden worden, betont Jürgen Hartwig. Und der Grünen-Abgeordnete Dieter Mützelburg sieht darin „die beste Lösung“, wenn man bedenke, daß sonst ein Baudenkmal leerstehe und verfalle. In der Vorlage für die Deputationen ist die künftige Nutzung weitgehend festgelegt: keinesfalls für Fast-Food, sondern sowohl für touristische als auch für gehobene Ansprüche.

Bisher hatte die „Werkstatt Bremen“ im Deutschen Haus einen Verkaufsladen. Für ihn muß eine Alternative gefunden werden. Nach Auskunft des Finanzsenators soll dafür ein ehemaliges Büro der Baubehörde in der Bahnhofstraße 12 umgebaut und der Werkstatt kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Dies sei allerdings nur eine Zwischenlösung. „Es ist unsere erklärte Absicht, in guter Laufgegend eine langfristige Lösung zu finden. Ein Zeitrahmen ist aber noch nicht absehbar“, so Jürgen Hartwig.

Am kommenden Montag wird ein Vertreter der Finanzbehörde den geplanten Verkauf im Beirat Mitte erläutern. Durch die Deputationen hatte die alte SPD-Regierung das Vorhaben noch vor der Koalitionsbildung durchgepeitscht. ra

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