Magdeburgs Freie Fraktion am Ende

Neu-DSUler Joachim Auer kommt mit dem Auffüllen seiner gelichteten Landtagsgruppe nicht mehr nach  ■ Von Eberhard Löblich

Magdeburg (taz) — Bei Sekt und Zwieback wurde die Freie Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt im Dezember gegründet. Jetzt bröselt sie wieder auseinander. Nachdem Karsten Knolle die Freie Fraktion verlassen hat und wieder zur CDU zurück will, hat jetzt auch der ehemalige SPD-Abgeordnete Jürgen Angelbeck dem Fraktionsgründer Joachim Auer die Zusammenarbeit aufgekündigt. „Mit Knolles Austritt hat die Freie Fraktion praktisch aufgehört zu existieren“, sagte Angelbeck, „und für eine Neugründung stehe ich nicht zur Verfügung.“ Der ehemals aufrechte Sozialdemokrat und ÖTV-Gewerkschafter strebt jetzt einen Status als Gastmitglied bei der CDU-Fraktion im Magdeburger Landtag an. In die CDU auch einzutreten — soweit will Angelbeck aber dann doch nicht gehen.

Für den ehemaligen CDU-Fraktionschef und Gründer der Freien Fraktion Joachim Auer, der am Montag in die DSU eingetreten ist, wird die politisch-parlamentarische Luft damit wieder sehr viel dünner. Für den aus seiner Dissidentengruppe ausgetretenen Knolle hatte Auer nach eigenen Angaben bereits einen Ersatzmann. Aber ob der nach Angelbecks Rückzieher überhaupt noch bei Auer mitspielen will, ist fraglich. Und einen Ersatzspieler für Angelbeck hat Auer bislang noch nicht.

Aber auch der würde vermutlich kaum ausreichen, die Zahl der Dissidenten, die sich in der Freien Fraktion zusammengeschlossen haben, wieder auf fünf zu bringen. So viele sind nämlich nach der Geschäftsordnung des Magdeburger Landtages für eine Fraktion mit den entsprechenden Rechten erforderlich. Denn auch der ehemalige CDU-Landeskassierer Bernd Scheffler, der seit der Gründung der Freien Fraktion dabei, aber nach wie vor CDU-Mitglied ist, hat bei Auer keine rechte Lust mehr.

„Wen Auer als neue Fraktionsmitglieder anbringen will, weiß noch kein Mensch“, sagt Scheffler. „Und für politische Experimente stehe ich nicht zur Verfügung.“ Auer, der am Montag der DSU und damit einer bislang bedeutungslosen politischen Splittergruppe des erzkonservativen Spektrums beigetreten ist, wird nun wohl auch im Magdeburger Landtag in die Bedeutungslosigkeit eines fraktionslosen Abgeordneten zurückfallen.