Viertels erste Frau

■ ...hat ein Vierteljahrhundert im Dienst durchgehalten: Andrea Freudenberg

Jubliare beschleicht meist ein komisches Gefühl, wenn sie im Mittelpunkt des Interesses stehen. Nicht anders erging es gestern Andrea Freudenberg im Ortsamt Mitte. Galt es doch nachträglich dem Tag zu gedenken, an dem sie vor 25 Jahren in den Dienst der Freien und Hansestadt Bremen getreten war.

Zur Überreichung der Ehrenurkunde nebst Blumenstrauß hatte sich Staatsekretär Helmut Kauthner an den Dobben begeben. Er skizzierte in durchaus humorvoller Weise die Stufen eines Beamtinnen-Lebens, deren vorläufiger Treppenabsatz der Posten einer stellvertretenden Ortsamtsleiterin ist. Dies allerdings schon seit 1973, just dem Jahr, in dem in Bremen Ortsbeiräte und ihre Verwaltungsorgane eingerichtet worden waren.

Zuvor hatte Andrea Freudenberg die Grundregeln des Verwaltungslateins im Amt für Straßen- und Brückenbau erlernt. „Der damalige Leiter Herbert Wulfekuhl hat mich ins Ortsamt Mitte geholt. Mich reizte die die Möglichkeit, eigenständiger zu arbeiten“, sagt sie. Als Wulfekuhl Mitte 1986 in andere Ämter und Würden entschwand, rückte die heute 42-jährige zwischenzeitlich zur kommissarischen Ortsamtsleiterin auf. 1988 löste „Hucky“ Heck sie in dieser Position ab.

„Warum ich nicht selbst Leiterin wurde? Ich hatte damals nicht die Nerven dazu und Angst vor dem Streß. Meine Tochter war klein. Sicher spielte auch das alte Rollenbild der Frau mit.“ Trotzdem ist Andrea Freudenberg eine Art erste Frau vor Ort geblieben, jedenfalls in Sachen Verwaltung. Dieses Feld hat Heck der Fachfrau überlassen. Er ist für die Politik zuständig.

Andrea Freudenberg hat nicht nur ihr Amt zu koordinieren. Ihre Aufgabe ist es auch, Beschlüsse des Ortsbeirates und seiner Fachausschüsse gegenüber der Senatsverwaltung zu vertreten und möglichst „durchzuboxen“.

„Das geht nur, wenn diese Beschlüsse in den gesamtpolitischen Rahmen passen und Geld da ist. Das ist manchmal recht frustrierend. Der Ärger der Leute vor Ort entlädt sich dann bei uns. Wir sind oft Puffer zwischen Bürgern und Entscheidungsinstanzen.“ Der persönliche Frust geht aber nicht so weit, daß die Beamtin auf Lebenszeit ihren Job hinschmeißen möchte. „Ich weiß das man in der Verwaltung einen langen Atem haben muß. Ich wohne schon sehr lange im Viertel, fühle mich hier wohl. Ich glaube nicht, daß ich dem typischen Beamtenbild entspreche.“ Wenn man sie erlebt hat, kann dieser Selbsteinschätzung nur zugestimmt werden. cz