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Probleme am Forschungsstandort Adlershof

■ Ungeklärte Eigentumsverhältnisse zwischen Bund und Land/ Entwicklungsgesellschaft noch nicht funktionstüchtig/ Über 1.000 Arbeitsplätze in außeruniversitärer Forschung sollen entstehen

Berlin. Der Aufbau einer »integrierten Landschaft aus Wissenschaft und Forschung« am Standort Adlershof hat noch mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Klärung von Eigentumsfragen zwischen Bund und Land steht noch aus, die »Entwicklungsgesellschaft Adlershof« ist noch nicht funktionstüchtig, und Arbeitsverträge beziehungsweise ABM-Stellen sind zum Teil noch nicht unter Dach und Fach. Insbesondere die offenen Eigentumsfragen »gefährden« den Aufbau des Forschungs- und Entwicklungsstandortes Adlershof, heißt es in einem Ende vergangenen Jahres erstellten Arbeitspapier aus der Wissenschaftsverwaltung.

Die »integrierte Landschaft« soll auf dem Areal von Instituten der ehemaligen DDR-Akademie der Wissenschaften im Ortsteil Adlershof entstehen und neue außeruniversitäre Forschungsinstitute und Arbeitsgruppen, junge High-Tech-Unternehmen, die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer der Humboldt-Universität mit 4.200 Studienplätzen, Einrichtungen der beiden technisch orientierten Fachhochschulen Berlins sowie die neue Synchrotronstrahlenquelle Bessy II aufnehmen. Ende 1990, drei Monate nach der Einheit, arbeiteten in Adlershof 4.331 Menschen in 18 Akademie-Instituten oder deren Außenstellen, davon allein 1.380 im Dienstleistungsbereich.

Aus diesem Potential und durch Ansiedlung weiterer wissenschaftlicher Einrichtungen, teilweise von der Max-Planck- und der Fraunhofer-Gesellschaft, soll ein einzigartiges Konglomerat von Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen entstehen. Zu diesem Zweck wurde im September 1991 die Entwicklungsgesellschaft Adlershof (EGA), eine Tochter der Wirtschaftsförderung Berlin GmbH, gegründet. Sie soll das Standortmanagement übernehmen, sieht sich aber durch die ungeklärte Raumfrage blockiert.

Insgesamt 1.318 Arbeitsplätze werden nach den Angaben der Wissenschaftsverwaltung am Standort Adlershof in der außeruniversitären Forschung unterkommen. Knapp die Hälfte hat noch keinen Vertrag. Im Dezember entschied das Bundesverfassungsgericht, die noch nicht definitiv gekündigten Akademiemitarbeiter mindestens einen Monat über 1991 hinaus zu beschäftigen.

Für die von Arbeitslosigkeit Bedrohten sind 2.500 staatliche Stellen (ABM) vorgesehen. Zum Stichtag 31.10. 91 waren 98 Projekte mit 529 Stellen genehmigt worden; die Genehmigungen hatten sich bis Anfang Dezember auf 761 Stellen erhöht. Der schleppende Fortgang wird unter anderem mit zu spät eingereichten Anträgen, der Schwierigkeit bei der Gründung von tragfähigen Beschäftigungsgesellschaften und dem »hohen Abstimmungsbedarf zwischen ABM-Trägern und Arbeitsämtern« begründet. dpa/taz

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