: Jelzin will ganze Schwarzmeerflotte
Moskau (dpa) — Im Streit um das Oberkommando über die Schwarzmeerflotte hat Rußland gegenüber der Ukraine eine harte Position eingenommen. Nach Aussagen von Präsident Boris Jelzin und anderer führender russischer Politiker vom Mittwoch ist eine Übergabe auch nur von Teilen der Flotte ausgeschlossen. „Kein Staat der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten hat das Recht, Flottenteile von diesen strategischen Kräften abzutrennen“, sagte Jelzin in Radio Rußland vor einer Inspektionsreise in die russische Provinz. „Die 300 Schiffe der Schwarzmeerflotte sind Bestandteil der strategischen Kräfte der GUS.“
Der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk hat wiederholt die Flotte für seine Republik reklamiert. Die Ukraine baut seit dem 3. Januar nationale Streitkräfte unter eigenem Oberkommando auf. Die Republik zählt — im Gegensatz zu Rußland — die Flotte nicht zu den strategischen Streitkräften der früheren Sowjetunion, zu denen unter anderem sämtliche Atomwaffen und deren Einheiten zählen.
Der russische Parlamentschef Ruslan Chasbulatow sagte in einem Interview mit der Moskauer Nachrichtenagentur 'Interfax‘: „Wir werden nie zulassen, daß die Seestreitkräfte einer einzigen Republik innerhalb der GUS unterstellt werden.“ Er gestand der Ukraine zwar das Recht auf eine Flotte zu, schränkte aber ein, daß diese keine Flugzeugträger, U-Boote oder Kreuzer brauche. Einer ukrainischen Flotte sollten seiner Ansicht nach Küstenwach- und Zollschiffe angehören.
Unterdessen hat die estnische Regierung beschlossen, die Versorgung der früheren Sowjetarmee in dieser baltischen Republik mit Brot und Mehl einzustellen. Wie 'Tass‘ am Mittwoch weiter meldete, gab die estnische Führung als Begründung für diese Maßnahme an, daß Rußland nicht genügend Getreide nach Estland liefere. Damit lehne Rußland es indirekt ab, seine Soldaten zu ernähren. Estland leidet selbst derzeit unter großem Getreidemangel. Weißes Brot kostet in Estland inzwischen bis zu zehn Rubel (etwa zehn Mark nach Kommerzkurs) pro Kilogramm und ist damit wesentlich teurer als in Rußland.
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