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„Keine rechten Auffälligkeiten“

Schwerverletzter nach Anschlag auf das Asylbewerberheim in Waldkirch  ■ Von Annette Jensen

Im Nachbartal der Schwarzwaldklinik ist die Kleinstadtidylle gestört: Das alte Feuerwehrgerätehaus in Waldkirch, wo seit 1985 40 Asylbewerber untergebracht sind, hat in der Drei-Königs-Nacht gebrannt. Der 18jährige Libanese Manuel Avedikan bezahlte seinen verzweifelten Versuch, ins Freie zu fliehen, mit lebensgefährlichen Verbrennungen. 19 weitere Menschen wurden verletzt. Inzwischen steht fest: Der Brand wurde am Nebeneingang zur Friedhofsstraße gelegt. Kurz nach Ausbruch des Feuers fuhren drei Wagen vom Tatort weg. Wer drinsaß, ob die Fahrer mit dem Anschlag zu tun haben, ist ungeklärt.

„Bei den Ermittlungen berücksichtigen wir natürlich auch die Rechtsradikalen“, sagt Gerhard Heine, Sprecher der siebenköpfigen Ermittlungsgruppe bei der Kripo Endingen. Zwar seien in Waldkirch noch keine „rechtsradikalen Auffälligkeiten“ aufgetaucht, aber im Freiburger Raum habe es ja in den letzten Jahren immer wieder Anschläge auf Ausländerheime und jüdische Friedhöfe gegeben. Tatsächlich rangiert Freiburg statistisch gesehen fast an vorderster Stelle, was Gewalt gegen Fremde angeht: In Freiburg, am Kaiserstuhl, in Endingen und Gottenheim gibt es rechtsradikale Banden verschiedenster Couleur und die „Republikaner“ verbreiten in ihrer Postille 'Freiburg explosiv‘ einen rassistischen Artikel nach dem nächsten.

Aber auch Friedbert Wehrle vom VVN- Bund der Antifaschisten bestätigt, daß es im baden-württembergischen Waldkirch noch vergleichsweise gut aussieht für AusländerInnen — aber was „gut aussehen“ in Deutschland mittlerweile bedeutet, wird klar, wenn er sagt: „Auch hier werden ausländische Schüler belästigt, und immer wieder tauchen auch „Ausländer-raus“-Parolen auf.“ Und auch hier gebe es „Vorgestrige“, die sich aber nicht in Parteien orten ließen. So hat z.B. die Absicht, ein Denkmal für in Waldkirch erschossene Deserteure zu errichten, sowohl im Stadtrat als auch in der Bevölkerung heftigen Widerstand ausgelöst; das Mahnmal konnte bislang noch nicht aufgestellt werden.

Nach den Pogromen im sächsischen Hoyerswerda schlossen sich in dem Breisgauer Ort 20 bis 30 Bürger zu einer Initiative zusammen, um die 150 im Ort lebenden Asylbewerber vor Anschlägen zu schützen. Mahnwachen und Gesprächsrunden wurden organisiert und unmittelbar nach dem Anschlag rund 350 Menschen zu einer spontanen Demonstration mobilisiert. „Wir hatten immer gehofft, daß solche Angriffe hier nicht passieren würden“, sagt Renate Krüger, die die Koordination für Privatunterkünfte übernommen hat. „Mit der Bereitstellung von Unterkünften wollen wir ein Zeichen setzen, daß hier viele gegen Ausländerhaß sind.“ Keineswegs aber sollte den Behörden die Verantwortung abgenommen werden, Quartiere für die AsylbewerberInnen aus dem angezündeten Heim zu finden. die BürgerInnen unterstützen die Asylbewerber darin, daß es in Waldkirch in Zukunft keine Sammelunterkünfte mehr gibt. „Wir wollen nicht mehr in dem Heim wohnen“, sagt Azad Baris stellvertretend für alle ehemaligen Bewohner des Heims. Er wirft der Stadtverwaltung vor, trotz mehrmaliger Bitten der Bewohner die Türen nicht genügend gesichert zu haben.

Bürgermeister Richard Leibinger sieht das anders: „Wir haben Vorsichtsmaßnahmen mit den Bewohnern besprochen.“ Für eine andere Unterbringung der Asylbewerber sehe er langfristig keine andere Möglichkeit als die Rückkehr in das alte Feuerwehrgerätehaus. „Wie überall herrscht bei uns großer Wohnungsmangel.“ 800 Waldkirchner seien auf Wohnungssuche. „Da waren schon mal Leute verärgert, wenn wir eine Wohnung mit Ausländern belegt haben. Aber wir haben das immer durchgestanden.“

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