: Neuer Olympiachef vor alten Problemen
■ Am 1. Februar tritt Nawrocki die Geschäftsführung der Olympia GmbH an/ Sein Jahressalär beträgt beachtliche 360.000 Mark
Berlin. Die Olympia GmbH hat wieder einen Manager an ihrer Spitze. Am 1. Februar wird der neue Chef, Axel Nawrocki, sein Amt antreten. Am Mittwoch haben er und der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der GmbH den Arbeitsvertrag unterschrieben. Nawrocki wird 360.000 Mark pro Jahr erhalten, das sind 30.000 Mark mehr, als bislang vom amtierenden Geschäftsführer der GmbH, Dietrich Hinkefuß, genannt wurden. Nawrockis Vorgänger, Lutz Grüttke, hatte 290.000 Mark jährlich erhalten. Der Vertrag des neuen Managers läuft bis zum 31. März 1994. Sollte das Internationale Olympische Kommitee (IOC) im September 1993 positiv über die Bewerbung befinden, wird nach Diepgens Willen mit Nawrocki über eine Vertragsverlängerung verhandelt.
Die letztendliche Entscheidung darüber liegt dann jedoch beim Nationalen Olympischen Kommitee (NOK). Sollte Berlin jedoch aus dem Rennen fliegen, kann sich Nawrocki ein halbes Jahr lang bei vollem Gehalt einen neuen Job suchen. Er muß derweil die Olympia GmbH abwickeln und, so Diepgen, »für andere zumutbare Tätigkeiten zur Verfügung stehen«.
Nawrocki arbeitet noch bis Ende Januar bei der Treuhandanstalt. Die »ungeheure Motivation« und den »kameradschaftlichen Teamgeist«, der dort geherrscht habe, will er auch in die Olympia GmbH einziehen lassen. Nach seinen eigenen Worten prädestiniert ihn für die neue Aufgabe »die Fähigkeit, ein Ziel mit den dafür zur Verfügung stehenden Mitteln zu bewältigen«. Er wolle im Rahmen der Olympiabewerbung auch versuchen, »das Leben in der Stadt insgesamt zu erreichen«. Dazu will er sowohl die Kirchen als auch die kulturellen Einrichtungen in Berlin ansprechen und »selbstverständlich auch mit den Grünen und Frau von Braun reden«. Von den beiden großen Parteien SPD und CDU habe er bereits das Signal bekommen, daß sie hundertprozentig hinter ihm stünden. Jedoch, betonte der Manager, sei dies »kein Job, der mit Parteipolitik zu tun hat«. Nawrockis Nominierung war wegen seiner jahrelangen Tätigkeit in der CDU von SPD, FDP und Grünen als Parteibuchwirtschaft kritisiert worden.
Neben der Zusammenfassung der verschiedenen Berliner Aufgaben der GmbH, wie Baumaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit, bezeichnet Diepgen die internationale Bewerbung als zweite Säule der Arbeit des Geschäftsführers. Nawrocki will dafür »zusätzliche manpower« engagieren. Allerdings drohen da Querelen mit dem NOK. Denn dieses will selbst, mit dem Regierenden Bürgermeister zusammen, die wesentlichen internationalen Kontakte wahrnehmen, und dabei, so Diepgen, keinen »großen Zampano, der ihm die Arbeit wegnimmt«. dr
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