Schöner leben: Heiden-Spektakel
■ Von Drahteseln und Lichtfingern
In diesem weiten, flachen, nassen Land voll Gegenwind: Wer möcht da behaupten, daß die Insassen der Region etwas mit Radrennsport am Hut hätten... Trotzdem bescheren die Menschen alljährlich den Bremer Taxifahrern Spitzenverdienste und strömen zum Sechstagerennen wie jeck. Was liegt vor? Schmerzt der Abstand zum nächsten Freimarkt? Ist man dem weihnachtlichen Kleinfamilienterror allzu knapp entronnen? Oder zieht die Veranstaltung an, weil sie paradigmatisch das Leiden der Menschheit vorstellt: Sinnfern geht es immer im Kreis herum, tagaus tagein ohn Unterlaß, unter Zermürbung des Sitzfleischs, bei epileptisch zuckender Beinmuskulatur. Heidnische Bannrituale fürwahr, bei Wurst und Bier.
Vieles spricht für die Heiden-Spektakel-Version. Auch die vier Lichtfinger, die, nachts von der Stadthalle ausgehend, tanzende Lichtpunke aufs Gewölk malen und schon die Polizei zu Ufo- Einsätzen rausjagten. Der Rückgriff auf ein Lieblingsmittel faschistischer Beeindruckungsästhetik ist zutiefst atavistisch und geht auf die Lichtmythologie der Germanen zurück. Noch ein hoffnungsloser Versuch, Licht ins Land der Drahteselfahrer zu werfen. Burkhard Straßmann
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